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Rom – Nach Medienberichten über schwere Menschenrechtsverletzungen in Flüchtlingslagern in Italien startet die Regierung mit einer ausgedehnten Kontrolle aller Einrichtungen im Land. Ziel sei eine Neugestaltung des Aufnahmesystems für Flüchtlinge, teilte Innenminister Angelino Alfano nach Medienangaben vom Mittwoch mit. Die Regierung will auch die Genossenschaften besser kontrollieren, die oft größere Flüchtlingseinrichtungen betreiben. Ziel sei, Missstände zu bekämpfen.

Die Staatsanwaltschaft der apulischen Stadt Foggia hat am Dienstag auf Druck von Minister Alfano eine Untersuchung über die Lage im lokalen Flüchtlingslager aufgenommen. Alfano reagierte somit auf einen Bericht des Nachrichtenmagazins "L'Espresso" über unmenschliche Lebensbedingungen im Camp mit circa tausend Menschen.

Der Enthüllungsreporter Fabrizio Gatti hatte sich unter die Flüchtlinge gemischt und berichtete über eine dramatische Situation im Lager von Foggia. Menschen würden von nigerianischen Banden für einen Hungerlohn von 16 Euro pro Tag zur Arbeit in den Feldern und nigerianische Frauen zur Prostitution gezwungen.

Bahn stellt Räume bereit

Inzwischen sucht die Regierung angesichts des anhaltenden Flüchtlingsstroms über das Mittelmeer nach weiteren Unterkünften. Die Staatsbahnen erklärten sich bereit, leere Lagerräume entlang von Bahnhöfen zur Verfügung zu stellen, die in Flüchtlingseinrichtungen umgewandelt werden sollen. Die Regierung bemüht sich, dass mehr Gemeinden in Italien Flüchtlinge aufnehmen: Jede Gemeinde solle pro 1.000 Einwohnern mindestens drei Flüchtlinge aufnehmen.

Seit Jahresbeginn sind in dem Land 75.681 Asylanträge gestellt worden, 64.638 davon von Männern und 11.043 von Frauen. Die meisten Asylsuchenden stammen laut Statistik aus Nigeria, Pakistan, Gambia und Eritrea, teilte der Präsident der nationalen Kommission für das Asylrecht, Angelo Trovato, vor dem Parlament am Mittwoch, mit.

Mehr Flüchtlinge als 2015

14.291 Asylanträge seien von nigerianischen Staatsbürgern eingebracht worden. Nur 16 Prozent von ihnen wurde eine Form von humanitärem Schutz gewährt, berichtete Trovato. Bei Flüchtlingen aus Pakistan liege dieser Prozentsatz bei 13 Prozent.

Laut jüngsten Angaben des italienischen Innenministeriums sind seit Jahresbeginn 126.931 Menschen auf der Flucht in Italien eingetroffen. Das sind 3,95 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2015. Damals lag die Zahl bei 122.113. Die meisten Ankommenden stammten heuer aus Nigeria, Eritrea und dem Sudan. (APA, red, 14.9.2016)