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George Sabra, Ex-Chef des oppositionellen Syrischen Nationalrats (SNC), glaubt nicht, dass die derzeitige Waffenruhe Chancen habe, länger zu halten als andere zuvor.

Foto: Reuters / D. Balibouse

Aleppo/Damaskus – Die Waffenruhe in Syrien ist laut der russischen Armee bisher 60-mal gebrochen worden, am öftesten von der islamistische Rebellengruppe Ahrar al-Scham, die die Vereinbarung nicht anerkennt. Das berichtete die Nachrichtenagentur Interfax am Mittwoch. Russische Kampfflugzeuge hätten zudem Kämpfer der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) – die von der Vereinbarung ausgenommen sind – ins Visier genommen, die einen Angriff auf Palmyra vorbereitet hätten. Dabei seien 250 Kämpfer getötet und 15 Pickups zerstört worden, auf denen Maschinengewehre und Luftabwehrgeschütze montiert gewesen seien.

Dennoch wolle Russland die Waffenruhe um weitere 48 Stunden verlängern. Gespräche zwischen dem russischen und dem US-amerikanischen Beauftragten zur Überwachung der Feuerpause sollen dazu noch am Mittwoch in Jordanien stattfinden.

Die Feuerpause war erst nach monatelangen Verhandlungen zwischen den USA und Russland zustande gekommen. Sie soll unter anderem für humanitäre Hilfe genutzt werden. Zwei Konvois mit Lebensmitteln für die belagerte Stadt Aleppo stecken aber den UN zufolge wegen eines Streits zwischen den Kriegsparteien fest. Die etwa 40 Lastwagen hätten bereits am Dienstag kurz nach Überqueren des türkischen Grenzpostens im Niemandsland anhalten müssen. "Es dauert länger, als wir gehofft haben", berichtete dann am Mittwoch ein Uno-Sprecher. "Einige Gruppen versuchen, aus der Sache politisches Kapital zu schlagen – und das ist etwas, das wir hinter uns lassen müssen."

Penible Kontrollen

Die Haltbarkeit der Waffenruhe wird von vielen bezweifelt – nicht zuletzt vom syrischen Oppositionellen George Sabra, einem ehemaligen Vorsitzenden des Syrischen Nationalrats (SNC). In einem Telefoninterview mit der Nachrichtenagentur Reuters sagte Sabra am Mittwoch, er glaube nicht, dass diese Waffenruhe Chancen habe, länger zu halten als andere zuvor.

Sabra kritisierte außerdem das syrische Regime unter Präsident Bashar al-Assad, das durch übertrieben penible Kontrollen die bitter nötigen Hilfslieferungen für die belagerte Metropole Aleppo verzögere. Solange die humanitäre Notlage nicht gemildert sei, habe es auch wenig Sinn, die Friedensgespräche wiederaufzunehmen. Es gelte vielmehr, die im vergangenen Jahr beschlossene Uno-Resolution umzusetzen.

Auch Russland warnte vor einem Scheitern der Waffenruhe, sieht aber andere Prioritäten: Als moderat geltende Rebellen müssten von islamistischen Terroristen getrennt werden, forderte Regierungssprecher Dmitri Peskow am Mittwoch in Moskau. Nur so könne die fragile Feuerpause aufrechterhalten bleiben. Russland unterstützt in dem Bürgerkrieg Präsident Assad. US-Außenminister John Kerry rechnet mit einem starken Anstieg der Gewalt und vielen Toten, sollte die Feuerpause scheitern und beendet werden. (Reuters, red, 14.9.2016)