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Xbox und Playstation werden sich künftig noch öfter neu erfinden.

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Sony hofft, mit der PS4 Pro grafikaffine Spieler beider Stange halten zu können.

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Microsoft versucht das gleiche mit "Project Scorpio" zu erreichen.

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Microsoft setzt im heurigen Weihnachtsgeschäft voll auf die schlankere Xbox One S.

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Sony setzt auf ein Dreiergespann aus neuer, schlankerer PS4, stärkerer PS4 Pro und Virtual-Reality-Brille PlayStation VR.

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Jahrzehntelang galt das ungeschriebene Gesetz, wonach eine neue Spielkonsole wenigstens fünf Jahre lang keinen Nachfolger erhalten darf. Konsumenten stellten sich auf diese Konstante genauso ein wie Entwickler und erfreuten sich gerade wegen der rasend schnellen und kostspieligen technischen Innovationen bei Spiele-PCs um sie herum der Beständigkeit des Marktes. Eine Konsole bedeutete für alle Seiten eine Investition auf viele Jahre. Ein Gegenstand für eine treue Anhängerschaft.

Diese Konstante des glückseligen Stillstands wurde nun gleich von zwei führenden Herstellern, Sony und Microsoft, in ihren Grundfesten erschüttert. Wenn zunächst diesen November die Playstation 4 Pro erscheint und dann Ende 2017 die nächste Xbox mit dem Codenamen "Project Scorpio", kommen zum ersten Mal mitten in einem laufenden Konsolenzyklus zwei stärkere Modelle bestehender Systeme auf den Markt.

Tabubruch und Ängste

Es sind sogenannte Mid-Generation-Upgrades, die zwar dieselben Spiele wie die Standardmodelle unterstützen, aber mit beträchtlich schönerer Grafik ausgeben können. Damit werden speziell Kunden angesprochen, die viel Wert auf Optik legen und einen neuen Fernseher mit 4K-Auflösung erworben haben.

Während manch einer das als Tabubruch verteufelt, begegnen andere der Entwicklung mit fundierter Skepsis. Zum einen müssen Sony und Microsoft nun sicherstellen, dass sie ihre Kundschaft nicht spalten. Und tatsächlich sind beide Hersteller bemüht zu betonen, dass bestehende Konsolenbesitzer um keine Games betrogen werden und die neuen Konsolen keine exklusiven Werke erhalten. Eine weitere Frage ist, wie viele Kunden überhaupt bereit sein werden, für neue Konsolen Geld auszugeben, wenn entsprechende 4K-Fernseher noch kaum verbreitet sind und sich grafische Unterschiede über herkömmliche Full-HD-Bildschirme nur schwer bewerben lassen. Sony rechnet damit, dass immerhin jedes dritte heuer verkaufte TV-Gerät den neuen Auflösungsstandard unterstützt.

Fragmentierung?

Zum anderen warnen Spieleentwickler vor einer Fragmentierung des Marktes. Müssen nun zwei Hardware-Konfigurationen pro Plattform berücksichtigt werden, bedeutet das höhere Kosten in der Produktion.

Ein legitimer Einwand, der allerdings durch die Tatsache abgeschwächt wird, dass Spielehersteller schon jetzt dutzende Spezifikationen etwa bei der Entwicklung von PC- und Smartphone-Games berücksichtigen müssen. Ob da zwei Konsolen mehr den Aufwand dermaßen erhöhen werden, bleibt abzuwarten.

Die Verlockung

Playstation-Chef Andrew House zufolge waren sogar ausgerechnet PCs die Motivation für eine stärkere PS4. Die Geschichte habe gezeigt, dass ein signifikanter Teil der Konsolenspielerschaft nach einigen Jahren abspringt, um mit schönerer Grafik auf dem PC zocken zu können. Mit der PS4 Pro wolle man diese Kunden nun bei der Stange halten.

Was House öffentlich nicht sagt, ist, dass mit der Etablierung einer "Pro" oder "Scorpio" gewiss auch bei weniger technikaffinen Menschen das Begehren geweckt wird, das Neueste und Beste haben zu müssen. Das jährliche iPhone hat es allen eindrucksvoll vorgemacht.

Konsolidierung

Wenig überraschend dürfte auch Nintendos nächster Wurf ausfallen. Bislang sind zwar kaum offizielle Details zur "Nintendo NX" bekannt. Doch darf man den bereits zahlreich durchgesickerten Informationen Glauben schenken, wird der japanische Hersteller seine bisher getrennten Plattformen für portable und stationäre Videospiele bündeln und im März 2017 eine Hybridkonsole herausbringen: Eine Handheld-Konsole, die sich per Docking-Station an einen Fernseher anschließen lässt. So soll man seine Konsolenabenteuer sowohl auf dem großen Bildschirm als auch unterwegs zocken können. Eine logische Weiterentwicklung der Wii U, die es Nintendo zudem künftig erspart, Spiele für zwei getrennte Geräteklassen produzieren zu müssen. Insofern erfolgt der Anbruch der neuen Ära der Konsolen auch in dieser Hinsicht nicht überraschend, sondern eher überraschend absehbar. (Zsolt Wilhelm, 21.9.2016)