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Donald Trump machte aus der Veröffentlichung seiner Gesundheitsdaten eine Show – beim US-Fernseharzt Dr. Oz.

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Für Freunde der Satire ist es eine Steilvorlage. Wie Hillary Clinton nur auf die Idee komme, ihren Gesundheitszustand mit etwas so Altmodischem wie einem medizinischen Bulletin zu belegen, lautet die spöttische Frage der Kabarettisten. Wo Donald Trump doch beispiellose Transparenz an den Tag lege, indem er sich einem Fernsehdoktor anvertraue. In einer Talkshow. Vor einem Millionenpublikum an den Bildschirmen.

Associated Press

Während Clinton einen naturgemäß knochentrockenen Bericht präsentiert, in dem die Ärztin ihres Vertrauens detailgenau beleuchtet, wie es nach überstandener Lungenentzündung um ihre Gesundheit steht, plaudert Trump bei Dr. Oz darüber, wie fit er angeblich ist, von seinem Übergewicht einmal abgesehen.

Trump in der "Dr. Oz Show", das soll den Eindruck rückhaltloser Offenheit entstehen lassen. Aber über welche Aspekte seiner körperlichen und geistigen Verfassung der Gast reden und welche er lieber ausklammern wolle, das sei allein dessen Entscheidung, hatte der Gastgeber bereits vorab wissen lassen. Vom gläsernen Patienten kann keine Rede sein. Trump suggeriert Transparenz, ohne sie zu praktizieren.

Kein Quacksalber, aber zweifelhafte Schlankheitskuren

Nicht dass Dr. Mehmet Oz die nötige Qualifikation fehlte, um den Kandidaten auf Herz und Nieren zu prüfen. Der Sohn eines aus der Türkei nach Amerika ausgewanderten Arztes hat an der Eliteschmiede Harvard studiert, bevor er sich einem New Yorker Krankenhaus auf Herztransplantationen spezialisierte. Ein Quacksalber ist er ganz gewiss nicht. Nur hat er in seiner Sendung eben auch, um nur ein Beispiel zu nennen. zweifelhafte Schlankheitskuren mithilfe eines Extrakts aus grünen Kaffeebohnen empfohlen. Was die Nachfrage nach dem Extrakt übrigens sprunghaft ansteigen ließ und in den USA als der Dr.-Oz-Effekt bekannt wurde.

Kommerzielle Interessen stehen bei dem telegenen Heilkundigen offenbar mindestens genauso hoch im Kurs wie der Eid des Hippokrates. Das Attribut, "Amerikas Doktor" zu sein, hat ihm Oprah Winfrey, die Queen der Talkshows, verliehen: Da warb ein Fernsehstar für den anderen. Wenn Trump mit Dr. Oz über seine Krankenakte redet, geht es in erster Linie um Showeffekte. (Frank Herrmann aus Washington, 15.9.2016)