Alte PCs sollten wie andere Geräte auch bei kommunalen Sammelstellen abgegeben werden. Davon gibt es 2.100 in Österreich.

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Wien – Interessanterweise sind es nicht die Umweltschützer, sondern die Entsorgungsbetriebe, die sich des Themas derzeit besonders annehmen: Die Recyclingbranche beklagt den hohen Anteil von Altgeräten und Altautos, die nicht sachgemäß in Österreich entsorgt, sondern über die Grenze gebracht werden – in die Nachbarländer oder auch weiter, etwa bis nach Afrika.

In den Zielländern werden sie manchmal eine Zeitlang weiterverwendet, oder ihre wertvollen Bestandteile werden entnommen. Dies geschieht dort aber nie nach ökologisch sauberen Gesichtspunkten, sodass Umwelt und Grundwasser belastet werden.

Dubiose Kanäle

Die Zahlen, die die Branche zu diesem Phänomen zusammengetragen hat, sind enorm: Nur ein Fünftel der in Österreich abgemeldeten Autos landen auf den heimischen Schrottplätzen. Diese Zahl ist eine Annäherung über den Rücklauf bei den dafür extra gebauten Schredderanlagen und die Autoneuzulassungen laut Statistik Austria. Bei den ausgemusterten großen Haushaltsgeräten, der sogenannten Weißware, sind es an die 50 Prozent der Geräte, die gen Osten verschwinden. Und beim Schrott aus kleineren Elektrogeräten, insgesamt geschätzte 100.000 Tonnen, ist es immer noch ein Viertel, das "in dubiosen Kanälen verschwindet", wie Hans Roth, Präsident des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe und Chef der Saubermacher AG, erläutert.

Anlagen brauchen Auslastung

Abgesehen von grundsätzlichen umweltschützerischen Bedenken sind es zwei Gründe, weshalb die Branche den Schrottabfluss nach Osten derzeit so thematisiert: Österreichs Entsorgungsbetriebe haben kräftig investiert und benötigen nun ständig entsprechend Material zur Auslastung der teilweise riesigen Werke. So gibt es mittlerweile sechs große Schredderanlagen in Österreich, die auf das Zerteilen von Altautos spezialisiert sind.

Der zweite Grund hängt mit der Brüsseler Gesetzgebung zusammen. An einem EU-Kreislaufpaket mit höheren vorgeschriebenen Recyclingquoten wird derzeit gearbeitet. Es wird ein strengeres Abfallregime in der EU vorgegeben. Für Österreich bedeutet dies, dass noch höhere Recyclingquoten erreicht werden müssen. Und dass möglichst gar nichts mehr deponiert werden soll. Für die Industrie für Umwelttechnologien sei das Paket eine große Verkaufschance, sagt Roth, denn die Entsorgungsstandards bei den neuen EU-Mitgliedern lassen zu wünschen übrig. Die zu bauenden Anlagen werden mit bis zu 90 Prozent aus EU-Mitteln gefördert.

Konsument spielt mit

Doch zurück nach Österreich: Die Rolle des Konsumenten bei dem florierenden illegalen Altgeräteexport ist diesem vielfach nicht bewusst. Haushalte, vor allem in Ostösterreich, und da wiederum in Grenznähe, stellen alles, was sie nicht mehr wollen, vor die Haustüre, und schwuppdiwupp ist es weg. Es landet auf wilden Deponien – manchmal nicht weit von der Grenze. Geräte so zu entsorgen ist ein Verwaltungsvergehen, sagt Roth. Und es könne von den Gemeinden mit einer Geldbuße geahndet werden.

Noch komplizierter nachzuverfolgen ist das Verschwinden von Altautos. Händler stecken kleine Zettel hinter die Windschutzscheibe mit der Aufforderung, sich zu melden, wenn man das Auto verkaufen will. Leute, die sich ein neues Fahrzeug zulegen wollen und die Kosten für die Entsorgung des alten Gefährts scheuen, freuen sich über die paar Hundert Euro, die da noch drin sein können.

Zollbeamte dürfen beschlagnahmen

Auch diese Autos landen auf dubiosen Sammelplätzen, wo sie auf ihre wertvollen Teile hin zerlegt werden – manchmal gleich in Österreich. Zollbeamten waren da bisher die Hände gebunden, sagt Roth, sie mussten nämlich auf die Polizei warten. Mit einer Novelle zum Abfallwirtschaftsgesetz soll es den Zollbeamten aber erlaubt werden, dass sie dort einmal alles vorsorglich beschlagnahmen. (Johanna Ruzicka, 19.9.2016)