China desginierter Botschafter für Wien Li Xiaosi.

Foto: Courtesy/Außenministerium

Chinas Diplomat Li Xiaosi fuhr zum ersten Mal in seinem Leben Ski, als er Generalkonsul in Zürich war. "Über den Anfängerkurs bin ich aber nicht hinausgekommen." Zehn Jahre später will Pekings neuer Missionschef in Wien auf Österreichs Schneepisten dazu lernen.. "Wintersport ist nicht nur Hobby. Er ist eine Aufgabe, die unsere Länder enger verbinden soll."

Am Dienstag, dem 20.9., trifft der 54-Jährige in Wien ein, mitten in der Hochzeit der Vorbereitungen für Pekings Olympische Winterspiele 2022. "Österreich ist im Wintersport stark", sagte Li dem Standard. Die Suche nach Kooperationen stehe oben auf seinem Plan als neuer Botschafter.

Das Agrément hat er Ende August erhalten. Am 5. Oktober wird er mit designierten Botschaftern anderer Ländern sein Beglaubigungsschreiben den drei Präsidenten des Nationalrats übergeben. Sie vertreten den Bundespräsidenten, solange dessen Stelle vakant ist. Wien inszeniert den Gruppenakt, um die neuen ausländischen Diplomaten nicht unnötig warten zu lassen.

Spezialgebiet "Deutschsprachige Länder"

Li gehört zur Generation chinesischer Botschafter, die wie seine Vorgänger Shi Mingde und Zhao Bin, nicht als Generalisten kommen, sondern auf Europapolitik und auf deutschsprachige Länder spezialisiert sind. 1985 fing er im Pekinger Außenministerium an. Seither diente er sich in unterschiedlichen Positionen an Chinas Botschaft in Berlin hoch. Zuletzt war er dort von 2013 an Gesandter. Drei Jahre verbrachte er in der Schweiz und zwischenzeitlich immer in der Europaabteilung des Pekinger Außenministerium. Für den Karrierediplomaten, der in Zentralchinas Wuhan geboren und am Kantoner Fremdsprachen-Institut Germanistik studierte, schließt sich mit der neuen Mission in Wien "die Lücke in meinen Lebenslauf." In seiner Familie können alle Deutsch von seiner Frau Huang Yan, eine Studienkollegin aus Kantoner Zeiten, bis zur Tochter, die in Heidelberg Jura studiert.

Strategisch stand Österreich als geopolitische Drehscheibe zwischen Ost und West einst im Fokus chinesischer Außenpolitik. Heute schätzt Peking an Wien nicht nur seine Standortqualitäten als UNO-Stadt. Es sei auch Brückenkopf zum eurasischen Wirtschaftsraum und zum Wirtschaftsgürtel seiner Seidenstraße-Offensive. Österreich hat eine Beobachterrolle bei der "16+1"-Initiative zwischen China und den 16 ost- und südosteuropäischen Ländern und ist Gründungsmitglied der Asiatischen Investitionsbank für Infrastruktur (AIIB). Neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Peking und Wien mit Drittländern seien denkbar, etwa in der Finanz- und Bankenkooperation, bei erneuerbaren Energien oder der Urbanisierung.

Fan des Neujahrkonzerts

Auch das AußenwirtschaftsCenter in Peking sieht trotz schwierigerem Wirtschaftsumfeld in China weiterhin gute Chancen, sagte Wirtschaftsdelegierter Martin Glatz dem STANDARD. Gegen den Trend behaupteten sich Österreichs Exporte nach China, zogen im ersten Halbjahr 2016 um 6,2 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro an. Chinas Ausfuhren nach Österreich fielen um minus 0,4 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro fielen. Das große Handelsdefizit zugunsten Chinas verringere sich so. Über die OIympiade 2022 könne Österreich zudem sein Image in China als Land des Wintersports neu positionieren.

Li erzählt, dass er immer, wenn er in Peking arbeitete, die seit 1987 als Institution übertragenen Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker sah: Im Fernsehen. Jetzt wird er sie pünktlich zum 30-jährigen China-Jubiläum der Übertragungen live vor Ort miterleben dürfen. (19.9.2016)