Tirols SPÖ-Chef Ingo Mayr fehlte der Rückhalt in der Landespartei.

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Elisabeth Blanik kandidiert im Oktober als Parteivorsitzende.

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Innsbruck – Die Posse um einen Landtagssitz für den Tiroler SPÖ-Landesparteivorsitzenden Ingo Mayr hat ein Ende. Er gab am Montagabend seinen Rücktritt bekannt. Beim Landesparteitag am 22. Oktober wird er nicht mehr kandidieren. Stattdessen bewirbt sich die Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik als Nachfolgerin für den Parteivorsitz.

Mayr, der als Bürgermeister in der Gemeinde Roppen tätig ist, bekleidet das Vorsitzamt seit zwei Jahren – stets begleitet von der Kritik, dass er als Parteichef ohne Landtagsmandat politisch nicht mächtig genug sei. Das wollte er ändern. In der Vorwoche gab die SPÖ-Abgeordnete Gabi Schiessling ihren Rückzug aus dem Landtag bekannt. Sie wollte damit auch den Weg für Mayr freimachen, bestätigt sie im Gespräch mit dem STANDARD.

Mayr fehle "jegliche Autorität"

Wie sich die Lage seither entwickelt hat, würde sie nun "erschüttern", der aktuelle Zustand sei Ausdruck "der Krise, in der sich die Partei befindet", sagt sie. Schiessling habe Mayr und Reheis nämlich bereits im Sommer von ihrer Absicht unterrichtet: "Ich verstehe nicht, wieso die beiden nicht früher sein Nachrücken parteiintern geklärt haben."

Denn Mayr war auf der SPÖ-Landesliste nur an 13. Stelle gereiht. Um in den Landtag nachrücken zu können, wo die SPÖ derzeit fünf Mandate hält, hätten die vor ihm gereihten Parteifreunde verzichten müssen. Genau das taten einige – namentlich zumindest Klaus Gasteiger und Josef Auer – aber nicht.

"Dass sich ausgerechnet die Bürgermeister-Kollegen querstellen, hätte ich nicht erwartet", drückt Schiessling ihr Unverständnis über das Gebaren der Genossen aus. "Ingo Mayr fehlt in der Partei offensichtlich jegliche Autorität. Dass er jetzt die Reißleine zieht, ist wohl die einzig richtige Entscheidung für ihn." Sie selbst schließt einen Rücktritt von ihrem Rücktritt jedoch dezidiert aus. Ihren vakanten Landtagssitz wird Bundesrat Hans-Peter Bock übernehmen.

Basis entscheidet

Eine andere rote Funktionärin, die namentlich nicht genannt werden möchte, bezeichnet die Vorgehensweise der Parteifreunde, die den Weg nicht räumen wollten, als "erbärmlich" und "sehr enttäuschend".

Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am Montagabend präsentierte Mayr die Osttirolerin Blanik bereits als Wunschnachfolgerin. Darüber entscheidet allerdings die Basis auf dem nächsten Landesparteitag im Oktober. Noch ist offen, ob es Gegenkandidaten geben wird. Blanik gilt in der angeschlagenen Tiroler SPÖ als Hoffnungsträgerin und war kürzlich als Ministerin der Regierung Kern im Gespräch. Bei den vergangenen Bürgermeisterwahlen holte sie in Lienz für die SPÖ fast 43 Prozent – im schwarzen Tirol ein Sensationsergebnis. (Steffen Arora, Katharina Mittelstaedt, 19.9.2016)