Letztens, während der New Yorker Modewoche, erst sorgte sie für Tuscheleien. Madonnas Tochter Lourdes thronte bei der Show von Alexander Wang in der ersten Reihe, und gleich hieß es: Da sitzt es, das coolste Mädchen der Front Row. Die Aufmerksamkeit verdankte Lourdes nicht Mama Madonna, die an ihrer Seite saß, oder ihrem haarigen Wang-Pullover. Sondern den eng eingeflochtenen Braids auf ihrem Kopf. Lourdes Maria Ciccone Leon ist Wiederholungstäterin. Schon im Sommer hatte die 19-Jährige mit eingeflochtenen Haaren für Stella McCartneys Parfumkampagne gemodelt.

Stella McCartney

Mit ihren Zopferln steht Madonnas Tochter nicht alleine da. Die letzten Monate erwiesen sich als eine rundherum verzopfte Angelegenheit. Dabei machten weniger die braven Gretel- und die Heidi-Zöpfe, die die roten Bäckchen der Wiesn-Besucherinnen rahmen, von sich reden, sondern die "Boxer Braids". Das sind jene Zöpfe, die links und rechts eng den Kopf hinuntergeflochtenen werden. Sie sind in aller Munde, seit sie von Kim Kardashian, Chiara Ferragni und Rita Ora entdeckt wurden. Die Frauenmagazine und die Websites reagierten umgehend: ein neuer Trend, und was für einer!

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Rita Ora mit "Boxer Braids".
Foto: Joel Ryan/ Invision ap

Das ist natürlich ein ziemlicher Unsinn. Für Kim Kardashian, Chiara Ferragni und Rita Ora mögen diese Zöpfe eine Neuentdeckung sein. Aber selbst Hilary Swank, die sie vor mehr als zehn Jahren im Boxring trug, war nicht die Erste.

Hilary Swank im Boxring.
Warner Bros. Home Entertainment

Schwarze Frauen kennen Braids schon lange – wenn auch unter anderem Namen: Sie tragen Microbraids, Cornrows, Ghana Braids. Dass eine Haartracht erst jetzt als "brandneu" bezeichnet wird, weil sie von weißen Frauen adaptiert wird, ärgerte Frauen wie die amerikanische Schauspielerin Zendaya. Sie und viele andere ließen Dampf ab, auf Twitter wurde gestichelt, Queen Latifah sei wohl so inspiriert von Kim Kardashians Boxerbraids, dass sie sie unbedingt 1996 in dem Film "Set It Off" habe tragen müssen.

Denn eines ist sicher: Das lässige Image, mit dem die Zöpfe (der Hashtag #boxerbraids ist auf Instagram über 41.000 Beiträge stark) in den letzten Monaten ihre Wiederauferstehung feierten, haben sie nicht ihrer Vergangenheit als Trachtenzopf zu verdanken.

Und erst recht nicht der kunstvollen, mit Edelweißblüten dekorierten Zopffrisur der Kaiserin Sisi. Auch wenn der Sisi-Zopf schon längst als Flechtanleitung auf Youtube angekommen ist. (Anne Feldkamp, 22.9.2016)