Manfred Tromayer verhandelt noch mit Investoren um die Heimstätte des Wiener Sportklubs zu erneuern. Halbe Sachen kommen für den WSK-Präsidenten nicht in Frage.

Foto: Tromayer

In Bauphase zwei von drei soll auch die Friedhofstribüne überdacht werden, damit die treuen Fans nicht mehr im Regen stehen müssen.

Foto: Standard/Hirner

Wien – Die Fans des Wiener Sportklubs müssen sich noch etwas gedulden. Die geplante und überfällige Stadionsanierung lässt nämlich noch auf sich warten. Nach dem Wiener Gemeinderatsbeschluss im Frühsommer diesen Jahres, bei dem der Verein eine finanzielle Zusage über eine Subvention für die Stadionrenovierung zugesichert bekam, hat man nach mehreren Planungsphasen wieder bei null begonnen, um nicht eine Husch-Pfusch-Lösung sondern eine brauchbare für die nächsten 20, 30 Jahre zu finden.

"Wir haben eine finanzielle Zusage für den ersten Bauabschnitt, der der teuerste sein wird, bekommen", sagt Sportklub-Präsident Manfred Tromayer, der sich im Gespräch mit dem STANDARD noch einmal ganz herzlich bei der Stadt bedankt, aber auch einwendet: "Mit diesem Geld kommen wir nicht durch!"

Keine halben Sachen

Man arbeitet gerade daran, die fehlenden finanziellen Mittel zu lukrieren und verhandelt diesbezüglich mit Investoren. Über die Höhe des von der Stadt bereitgestellten Betrages sowie des fehlenden Geldes will Tromayer zum jetzigen Zeitpunkt keine Angaben machen. Schließlich steht der definitive Gemeinderatsbeschluss noch aus, sollte jedoch nur noch Formsache sein. Er verrät nur soviel: "Es fehlt ein großes Stück". Noch vor dem Winter soll das Finanzierungskonzept stehen. Verzögert sich das Eintreiben der nötigen Mittel, will Tromayer seine Pläne erst bei einer späteren Gemeinderatssitzung einreichen, denn "ich will keine halben Sachen machen", sagt der Baumeister.

Die immer wieder auftauchenden Gerüchte, wonach in dem Stadionkomplex auch von der Stadt gewünschte Wohnungen errichtet werden sollten, ist definitiv vom Tisch, versichert er. "Wir haben es uns nicht leicht gemacht. Der Sportklub wird deshalb irgendwann einen Feiertag abhalten können. Gott sei Dank habe ich das abwürgen können. Wäre der Wohnbau mit dem geplanten Umfang von 15.000 Quadratmetern gekommen, hätte es den Verein garantiert in einigen Jahren nicht mehr gegeben".

Mammutprojekt

Soweit soll es natürlich nicht kommen, ganz im Gegenteil, mit dem Wiener Traditionsklub soll es bergauf gehen und dazu ist eine umfangreiche Sanierung des Sportclubplatzes unumgänglich. Im ersten von drei Bauabschnitten, die sich über eine Zeitspanne von zehn Jahren strecken werden, soll die Bundesligatauglichkeit hergestellt, die Haupttribüne und die vis-à-vis gelegene Kainzgassentribüne komplett neu errichtet, Spielfeld, Beschallung und Beleuchtung zu 100 Prozent erneuert, VIP- und Hospitality-Bereiche geschaffen werden. Die alten Flutlichtmasten sollen hingegen bestehen bleiben. "Es ist ein Mammutprojekt und ich hoffe, dass wir es ohne Wenn und Aber schaffen. Denn für den Verein ist es enorm wichtig, neue Einnahmequellen zu schaffen, was durch den Hospitality-Bereich möglich werden soll".

Baubeginn wird entgegen Gerüchten, die Bagger würden noch diesen Winter anrollen, erst Ende der Saison 2016/17 sein. Bereits rund ein Jahr später soll die erste Bauphase abgeschlossen sein. Aktuell wird an einem Konzept gearbeitet, das den Spielbetrieb während der Arbeiten am Sportclubplatz ohne Umsiedelung ermöglichen soll.

Dach für die Friedhofstribüne

Im zweiten Bauabschnitt kommt die Friedhofstribüne und damit auch das direkt darunter befindliche Vereinslokal Flag an die Reihe, ehe am Schluss der Sanierung die Auswärtstribüne (Blaue Tribüne) adaptiert und mit VIP-Lounges versehen werden soll. Die neuen Tribünen werden wesentlich steiler angelegt sein, als die bestehenden. Die Friedhofstribüne wird, so viel steht fest, mit einem Dach ausgestattet werden, damit die treuen Anhänger künftig nicht mehr im Regen stehen müssen. In Dornbach könnte also durchaus ein kleiner, feiner Hexenkessel entstehen.

Das Flag wird weiter in den Katakomben der Friedhofstribüne bleiben. Die maximale Zuschauerkapazität wird leicht erhöht, soll sich aber weiter im Rahmen von rund 8.000 bewegen. Genaue Pläne müssen jedoch erst gezeichnet werden. "Wenn die wirtschaftliche Machbarkeit erledigt ist und damit die Eckpunkte fixiert sind, wird das Projekt den Vereins-Mitgliedern vorgelegt und dann können die Fans mitreden und mitplanen, das ist mein ausdrücklicher Wunsch".

WSK und WSC

Ein Anliegen ist dem Präsidenten auch die Rückführung des Fußballbetriebs des WSK in den WSC. Seit Sommer 2014 gibt es intensive Gespräche hinsichtlich der von beiden Seiten angestrebten Fusion. "Ich habe bei meinem Amtsantritt versprochen, dass ich diese Geschichte für den Verein wohlwollend löse und das wird auch passieren müssen. Mit Ende dieser Spielsaison wird es diese Fusion definitiv geben. Wenn es jetzt nicht passiert, dann klappt es sicher nicht mehr", sagt Tromayer.

Während also in Sachen Stadion und Vereinskonstrukt berechtigte Hoffnung zu Optimismus besteht, macht eine andere Baustelle Sorgen: die sportliche Situation. Der WSK dümpelt in der Regionalliga Ost trotz zumindest teilweise durchaus gefälligen Auftritten dahin und liegt nach sieben Spielen ohne Sieg mit nur mageren drei Punkten auf dem 13. und vorvorletzten Platz. "Die Mannschaft hat sich auf dem Platz sichtlich weiterentwickelt. Was uns fehlt – und das schon seit längerer Zeit – ist der Abschluss. Wir schaffen es nicht, Tore zu schießen. Das ist unser Manko".

Nicht zufriedenstellende Ergebnisse

In der Tat haben die Schwarz-Weißen in den letzten vier Runden (0:0 gegen Amstetten, 0:1 beim FC Stadlau, 0:1 gegen die Austria Amateure, 0:0 gegen Mannsdorf) kein einziges Mal genetzt. "Zuletzt standen mehrere Spiele auf Messers Schneide. Wir waren um nichts schlechter als die Austria Amateure, hätten uns genauso einen Punkt verdient wie auswärts gegen Stadlau. Wir sind knapp dran, aber eben nicht dort, wo wir hin wollen", analysiert Tromayer die Situation. Der Baumeister sah gute Spiele der Dornbacher gegen gute Teams, die Tabellensituation sei allerdings nicht zufriedenstellend. "Aber ich weigere mich, eine Baustelle daraus zu machen, das wäre komplett falsch zu diesem Zeitpunkt".

Der Boss der Dornbacher hofft auf den viel zitierten Aha-Effekt. Mit einem Erfolgserlebnis soll der Knopf aufgehen. "Es wird sehr gut trainiert, die Mannschaft ist intakt", sagt Tromayer, der durch viele Einzelgespräche mit den Spielern zu diesem Schluss kam.

Fehlende Stützen

Eine mangelhafte Integration junger Spieler sieht er nicht. "Das Problem ist, dass sie Führungsspieler brauchen und wichtige Stammspieler verletzt sind". Der routinierte Stürmer Michael Pittnauer, Langzeitverletzter der letzten Saison, hat sich erneut schwer verletzt und fällt die komplette Herbstsaison aus. Rafael Pollack, der zweite von drei echten Stürmern im Kader, hat erst zweieinhalb Spiele bestreiten können, die restliche Zeit war auch er verletzt.

Am Freitag (19.30 Uhr) bietet sich für die Schwarz-Weißen die nächste Chance, erstmals in dieser Saison drei Punkte am Stück zu sammeln, wenn der Tabellenzehnte Traiskirchen auf dem Sportclubplatz gastiert. Die Sportklubfans hätten im Erfolgsfall eine von vielen Geduldsproben überstanden. (Thomas Hirner, 21.9.2016)