Philadelphia – Die Nobelpreiswoche naht in Riesenschritten: Am 3. Oktober wird der diesjährige Medizin-Nobepreis vergeben, es folgen Physik (4. Oktober) und Chemie (5. Oktober). Wie immer wartet der Nachrichten- und Datenkonzern Thomson Reuters schon im Vorfeld mit den vielversprechendsten Kandidaten auf, die sich vor allem durch viel zitierte, für das jeweilige Forschungsfeld maßgebliche Veröffentlichungen auszeichnen.

Medizin

Im Mittelpunkt der prognostizierten Medizin-Nobelpreisträger stehen moderne Immuntherapien gegen Krebs. So werden die drei US-Forscher James Allison (Uni Texas), Jeffrey Bluestone (UC San Francisco) und Craig Thompson (Memorial Sloan Kettering Cancer Center) für die Klärung der Rolle spezieller Moleküle (CD28 und CTLA-4) bei der Aktivierung von Immunzellen (T-Zellen) als Favoriten gehandelt.

Ebenso werden Gordon Freeman (Harvard University), Tasuku Honjo (Kyoto Universität) und Arlene Sharpe (Harvard Uni) als aussichtsreiche Medizin-Kandidaten genannt. Sie haben die Rolle des Programmed Death-1-Rezeptors (PD-1) entschlüsselt. Sowohl CTLA-4 als auch PD-1 hindern T-Zellen in ihrer Abwehrfunktion gegen Krebszellen. Als dritte Favoriten-Gruppen im Medizin-Bereich firmieren Michael Hall (Uni Basel), David Sabatini (MIT) und Stuart Schreiber (Harvard Uni), die die Funktion des Enzyms "mechanistic Target of Rapamycin" (mTOR) geklärt haben, das Zellwachstum und Zellteilung reguliert.

Physik

Für den Physik-Nobelpreis zählt Thomson Reuters erwartungsgemäß Ronald Drever, Kip Thorne (beide Caltech) und Rainer Weiss (MIT) für die Entwicklung des Laser Interferometer Gravitational-Wave Observatory (LIGO) zu den Favoriten. Mit LIGO wurden Anfang des Jahres erstmals Gravitationswellen direkt gemessen. Weiters wird Marvin Cohen (UC Berkeley) für seine theoretischen Studien im Bereich Festkörperphysik genannt, die es ermöglichen, Eigenschaften von Festkörpern vorherzusagen. Schließlich gelten noch Celso Grebogi (University of Aberdeen), Edward Ott (University of Maryland) und James Yorke für die Entwicklung der sogenannten OGY-Methode zur Regelung und Kontrolle chaotischer Systeme als Physik-Favoriten gehandelt.

Chemie

Für den Chemie-Nobelpreis werden George Church (Harvard Uni) und Feng Zhang (MIT) als Favoriten genannt, die die Genschere CRISPR-Cas9 in Mäuse- und Menschenzellen verwendet haben. Die Entwicklerinnen dieses Werkzeugs, Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna, wurden bereits im Vorjahr für den Preis gehandelt. Dennis Lo Yuk-Ming (Chinese University of Hong Kong) gilt für die Entdeckung von zellfreier fetaler DNA im mütterlichen Blutplasma, das für Pränatal-Diagnostik eingesetzt werden kann, ebenfalls als aussichtsreicher Kandidat. Schließlich werden für Chemie noch Hiroshi Maeda (Sojo University) und Yasuhiro Matsumura (National Cancer Center Tokyo) als Favoriten genannt, sie haben den sogenannten EPR-Effekt, der die passive Anreicherung von Makromolekülen, Fettkügelchen und Nanopartikel in Tumorgeweben beschreibt und in der Krebstherapie eingesetzt wird.

Am 10. Oktober wird der Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften vergeben. Hier nennt Thomson Reuters den früheren Chefökonom des Internationalen Währungsfonds, Olivier Blanchard (MIT), Edward Lazear (Stanford University) und Marc Melitz (Harvard Uni) als Favoriten. Für den Friedens- und Literaturnobelpreis macht der Konzern keine Prognosen: In diesen beiden nicht-wissenschaftlichen Bereichen spielen Zitate keine Rolle. (APA, 21.9.2016)