Jama Awil Elmi, Teilnehmer bei "work:in", beginnt demnächst seine Lehre im Magdas Hotel. Sein Ziel: Als Hotelmanager zu arbeiten – oder Soziologie zu studieren.

Foto: Lisa Breit

Bei Fragen zum Arbeitsrecht, aber auch solchen wie "Wie verfasst man ein Motivationsschreiben?", "Wie verhält man sich in einem Bewerbungsgespräch?" stehen "Work:in"-Mitarbeiterin Laura Allinger (Mitte) und Sara Scheiflinger vom Verein Vielmehr für alle den Jugendlichen Rede und Antwort.

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Schon in seiner Heimat habe er im Hotel seines Onkels mitgeholfen, sagt Jama Awil Elmi, 19 Jahre, geboren in Somalia. "Deshalb will ich gerne eine Lehre in diesem Bereich machen" – und der Grundstein für diesen Weg ist gelegt: Elmi hat kürzlich eine Zusage für eine Lehrstelle im Wiener Magdas Hotel bekommen.

Bei der Suche unterstützt hat ihn "work:in". Das Projekt begleitet momentan 50 junge Geflüchtete in die Berufswelt. Mit Berufsorientierungskursen, Bewerbungstrainings und Beratung. "Sie erfahren, wie ein Lebenslauf auszusehen hat, und wir erklären ihnen die unterschiedlichen Institutionen wie das AMS", sagt Work:in-Mitarbeiterin Laura Allinger. "Wir unternehmen auch Exkursionen und bereiten auf Vorstellungsgespräche vor." Hilfe zur Selbsthilfe also. So sollen Jugendliche am Arbeitsmarkt Fuß fassen.

Drop-out vermeiden

Ist das gelungen, berät das Team von work:in weiter – beispielsweise wenn Fragen zum Arbeitsvertrag oder Probleme im Arbeitsalltag auftauchen. "So wird das Risiko minimiert, dass junge Geflüchtete eine Lehre oder einen eingeschlagenen Berufsweg abbrechen." Kooperationspartner sind momentan Betriebe aus der Gastronomie- und Hotel-Branche (der es an Lehrlingen besonders mangelt), darunter das Magdas Hotel, das Hotel Meliá, das Café Ansari.

Work:in ist Teil des Vereins "Vielmehr für alle", es schließt an das Bildungsprojekt Prosa an, das Flüchtlinge in Bildungsfragen unterstützt. Schon während ihrer Schulzeit können Schülerinnen und Schüler an Workshops teilnehmen. "Wenn sie sich zum Beispiel nicht sicher sind, ob sie ins Gymnasium gehen, eine Lehrstelle beginnen oder gleich arbeiten wollen, beraten wir sie", sagt Allinger.

Das Projekt wurde im Mai gestartet. Die – überwiegend freiwilligen – Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kommen aus den Bereichen Sozialarbeit, der Wissenschaft und Forschung oder von NGOs sowie der Unternehmensberatung.

Den Jugendlichen werden zudem Buddies an die Seite gestellt. Momentan sind es rund 20. "Sie bieten den Jugendlichen Rückhalt", sagt Allinger. "Zum Beispiel, indem sie sich gemeinsam mit ihnen ansehen, wo eigentlich das Hotel ist, bei dem sie sich bewerben." Ihre Arbeit ist ebenfalls ehrenamtlich. Wer sind die Buddies? "Alle können sich betätigen. Idealerweise haben sie bereits Berufserfahrung."

Probleme bei der Arbeitssuche

Jugendliche mit Fluchthintergrund hätten es noch schwerer als andere, einen Job zu finden. Einmal seien da rechtliche Probleme – im Asylverfahren ist nur eine Lehre in gewissen Bereichen möglich. Auf der sogenannten Mangellehrberufsliste des Arbeitsmarktservice finden sich etwa Koch beziehungsweise Köchin oder Restaurantfachkraft.

Auch sonst gibt es starke Reglementierungen: In den ersten drei Monaten des Verfahrens unterliegen Asylwerber einem Beschäftigungsverbot. Danach können sie eingeschränkt in gewissen Bereichen arbeiten, der Gastronomie oder der Landwirtschaft, oder Hilfstätigkeiten verrichten.

Neben den Einschränkungen beim Arbeitsmarktzugang erschweren die Arbeitssuche auch Gepflogenheiten, die zunächst einmal unbekannt sind. "Da geht es um Fragen wie: Was ist ein Lebenslauf? Wie verhalte ich mich im Bewerbungsgespräch?", sagt Allinger.

Dazu Elmi: "In unseren Ländern haben wir solche Dinge oft noch nicht tun müssen." Mit der Suche nach einer Lehrstelle hat er im Juli begonnen. "Ich habe viele Bewerbungen verschickt, aber meistens keine Antwort bekommen", sagt der junge Mann. "Für Österreicher ist es schon schwierig, eine Lehre oder einen Job zu bekommen, für uns ist es doppelt schwer."

Große Pläne

Zehn der 50 Jugendlichen, die work:in aktuell betreut, ist es bereits gelungen, eine Lehrstelle zu finden. Drei sind gerade bei einem Bewerbungsverfahren in der zweiten Runde. Einige gehen weiter zur Schule, in ein Gymnasium oder eine HTL.

Das Projekt soll in Zukunft noch größer werden, man will mit weiteren Arbeitgebern und Institutionen zusammenarbeiten. Und auch Jugendliche aufnehmen, die nicht direkt mit dem Verein – etwa über Prosa – in Verbindung stehen. Ab 2017 kooperiert work:in mit der Initiative "Flüchtlinge Willkommen", die Geflüchteten ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft vermittelt. Für 2018 ist eine Kooperation mit dem Jugendcollege, einem Integrationsprogramm der Stadt Wien, geplant.

Und Jama Elmis Plan? Festlegen will sich der 19-Jährige noch nicht. Momentan sei seine Priorität, die Lehre erfolgreich abzuschließen. Als Koch möchte er jedenfalls nicht arbeiten, als Hotelmanager schon eher. "Vielleicht will ich auch einmal studieren", sagt Elmi. Vor allem interessieren würde ihn das Fach Soziologie. (Lisa Breit, 10.10.2016)