Ein italienisches Projekt sorgt für Aufsehen mit Energie aus Sand.

Foto: A2A

Die erneuerbaren Energieträger reichen von Wind über Sonne bis zur Erdwärme – und neuestens auch bis zu Sand. Am ersten Juli wurde in Milazzo in der Provinz Messina im süditalienischen Sizilien das erste Sand-Energie-Werk in Betrieb gesetzt. Es handelt sich um ein Pilotprojekt. Noch ist nicht sicher, ob die "Sandenergie" für größere Kraftwerke geeignet ist, besser gesagt, ob sie rentabel ist.

Doch bei dem integrierten Energiekomplex von Milazzo hat das italienische Energieversorgungsunternehmen A2A erstmals das vom süditalienischen Unternehmen Magaldi patentierte Stem-Verfahren angewandt. Dabei wird Energie aus Ersatzbrennstoffen wie etwa Sand gewonnen. Es handelt sich um eine Weiterentwicklung einer Energiequelle, die bereits wegen ihrer Nachhaltigkeit bekannt ist: die Solarthermik.

Australien zeigt Interesse

"Unsere Strategie basiert auf der sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Nachhaltigkeit", sagte A2A-Präsident Giovanni Valotti. Das Pilotprojekt ist auf internationales Interesse gestoßen. Bei der Einweihung des Sand-Energie-Werks war auch der Botschafter Australiens zugegen, der das Interesse seines Landes an der neuen Technologie betonte.

Das in den Siebzigerjahren vom Edison-Konzern errichtete Wärmekraftwerk Edipower in Milazzo wurde vor kurzem von A2A erworben. Mit zwei Millionen Kunden zählt dieser zu den wichtigsten Versorgern Italiens. A2A hat es sich zum Ziel gesetzt, einen Großteil seiner Kraftwerke auf ökologisch nachhaltige Ziele umzubauen. So entsteht zum Beispiel in Sizilien ein Energiekomplex mit vier Anlagen: Eine Fotovoltaikanlage ist bereits in Betrieb, die thermodynamische Sand-Energie-Anlage wurde Anfang Juli in Betrieb genommen. In den kommenden Jahren soll auch ein Biomethanwerk und eine Müllverbrennungsanlage errichtet werden.

Letztere soll 250.000 Tonnen Sekundärbrennstoffe, also Stadt-und Industriemüll, verbrennen. A2A will 180 Millionen Euro in den gesamten Komplex investieren, stößt aber derzeit vor allem in Hinblick auf die Müllverbrennungsanlage auf Widerstand des sizilianischen Regionalpräsidenten Rosario Crocetta. In Sizilien werden noch 90 Prozent des Mülls auf Müllhalden abgelagert – und die Mülltrennung liegt mit nur zwölf Prozent auf einem Tiefstand im EU-Vergleich. "Auch in mittel- und nordeuropäischen Städten wie etwa in Wien stoßen moderne Müllverbrennungsanlagen nicht auf Widerstand", kritisierte Nationalökonom Carlo Secchi von der Bocconi-Universität die Haltung des Regionalpräsidenten.

Verfahren patentiert

Höhepunkt des Komplexes aus Milazzo ist das am ersten Juli in Betrieb genommene Sand-Energie-Werk. Denn erstmals zählt auch Sand zu den Komponenten der Energiegewinnung. Die Firma Magaldi aus Salerno hat das Stem-Verfahren kürzlich patentieren lassen, durch das aus Sand Energie gewonnen werden kann.

Der Vorteil dabei ist, dass der durch die Heliostaten erwärmte "Sand" auch während der Nacht Energie erzeugt. Es handelt sich um Flusssand mit einem Durchmesser von maximal 0,2 Millimeter. Mit 786 installierten Heliostaten ist das umgewandelte Wärmekraftwerk derzeit das Aushängeschild für Energie-Innovation "made in Italy". (Thesy Kness Bastaroli aus Messina, 22.9.2016)