Ein neuer Biomarker hilft dabei, Herzschwäche frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

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Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems sind in Österreich und Deutschland die Todesursache Nummer eins. Etwa 15 bis 20 Prozent der Patienten, die einen Herzinfarkt erlitten haben, bilden wenige Monate später eine Herzinsuffizienz aus. Dabei ist die Pumpfunktion des Herzens beeinträchtigt und das kann gravierende Folgen haben: Bis zu 60 Prozent der Betroffenen sterben innerhalb von fünf Jahren.

In der Medizin können Biomarker, beispielsweise bestimmte Moleküle, helfen, diesen gefährdeten Patientenkreis frühzeitig zu identifizieren und entsprechend zu behandeln. In einem internationalen Projekt haben Forscher aus Luxemburg zusammen mit Ärzten und Wissenschaftlern des LIFE-Forschungszentrums der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig den vielversprechenden Biomarker MICRA (Myocardial Infarction-associated Circular RnA) gefunden. Er liefert einen prognostischen Hinweis darauf, ob ein Betroffener nach einem Herzinfarkt eine Herzinsuffizienz ausbilden wird.

Ein renommiertes kardiologisches Forscherteam hat das RNA-Molekül MICRA identifiziert, dessen Blutkonzentration bei diesen für Herzschwäche anfälligen Patienten geringer ist. Um die Ergebnisse an einer weiteren Patientengruppe zu belegen, wandten sich die Luxemburger Forscher an das LIFE-Forschungszentrum der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig. Dort wurden die Befunde der Luxemburger Patienten mit denen von Patienten der Leipziger LIFE-Herzstudie verglichen.

Zusammenhang bestätigt

"Insgesamt wurden die Proben von 233 Patienten auf die Ausprägung des Biomarkers untersucht und der Zusammenhang mit Herzinsuffizienz analysiert", sagt Markus Scholz, der die Biostatistik am Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie durchgeführt hat. "Auch bei unserer Kohorte haben wir festgestellt, dass eine niedrigere Konzentration des Biomarkers mit einem erhöhten Risiko für eine Herzschwäche verbunden ist."

Bei dem neuen Biomarker MICRA handelt es sich um eine zirkuläre RNA. Sie ist nicht an der Übertragung des genetischen Codes beteiligt und gilt daher als nicht-kodierende RNA. "Zirkulären RNA wird eine Rolle bei der Feinabstimmung der Genexpression, also der Regulation der Aktivität einzelner Gene zugesprochen. Die genauen Zusammenhänge sind aber noch nicht vollständig geklärt", sagt Ralph Burkhardt vom Institut für Laboratoriumsmedizin, Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik des Universitätsklinikums Leipzig (ILM). "Wir wissen bis dato auch nicht, warum die Konzentration von MICRA bei den Patienten, die später eine Herzmuskelschwäche entwickeln, geringer ist. Das bedarf alles noch der Grundlagenforschung." (idw, red, 22.9.2016)