Wien – Allem Anfang wohnt bekanntlich ein Zauber inne, diesem auch ein Funkeln. Doch dazu später. "Wir wissen zwar, was wir sind, aber nicht, was wir sein können", dieses Zitat aus Shakespeares Hamlet nimmt das Burgtheater zum Motto, unter dem die ehemals "Junge Burg" mit der kommenden Spielzeit als "Offene Burg" neu startet. Öffnen tut sich dazu die bisherige Jugendschiene zum einen für alle Altersgruppen, zum anderen in die Stadt hinaus:

Zum Zuschauen lockt ab 26. Oktober eine Dramatisierung von Christine Nöstlingers Lumpenloretta ins Kasino. Ein Dutzend Workshops und partizipative Projekte im Stammhaus (Theatertraining, eine Improgruppe, übernachten im Theater etc.) sowie über Wien verstreute Pop-up-Performances und ein Stadtrechercheprojekt bilden hingegen das partizipative Herzstück des Programms. Dazu kommen ein BurgBlog online und das Vermittlungsprogramm BurgSchule mit Projekttagen etc. Das alles ist zum Teil gratis und zum Teil gegen Gebühr (bis zu 230 Euro) zu haben.

"Soziale Aufgabe"

Nicht nur Nachwuchs-, sondern besonders bisher Burg-fernes Publikum zu erschließen, ist das Anliegen des niederschwellig konzipierten Angebots – "Menschen, die kein Theaterabo in die Wiege gelegt bekommen haben", wie Burg-Direktorin Karin Bergmann bei der Programm-Präsentation am Donnerstag sagte. "Alle Bürger zahlen Steuern für die Bundestheater, ich möchte allen etwas zurückgeben."

Frisch verantwortlich für diese ästhetische wie "soziale Aufgabe" zeichnen Renate Aichinger als Leiterin der Offenen Burg und Airan Berg (2001 bis 2007 künstlerischer Geschäftsführer am Schauspielhaus Wien) als Leiter der StadtRecherchen. Letztere fokussieren diesmal auf Floridsdorf und die Donaustadt, um dort mit Menschen verschiedenster Herkunft und Hintergründe "an einem utopischen Raum" für Kreativität und Begegnungen zu arbeiten. "Es soll nicht einfach nur ein Theaterstück entstehen, sondern ein längerer Prozess in Gang kommen, in dem wir mit unseren Mitteln dabei helfen, eigene Schöpfungen umzusetzen", so Berg. Sich selbst einbringen und das Theatermachen kennenlernen nennt Aichinger als Wünsche des Publikums: "Wir wollen Türöffner sein."

Funkelndes Sponsoring

Mit 250.000 Euro schlagen die Kosten für das Angebotene zu Buche. Dieser Aufwand sei vergleichbar mit jenem für die Junge Burg, nur anders verteilt, so der kaufmännische Geschäftsführer Thomas Königstorfer. Als Sponsor-Partner neu gewonnen hat Bergmann nach zwei Jahren Bemühung die Swarovski Foundation: "ähnlich wie die Burg eine Institution mit langer Tradition und wo’s funkelt". Vorerst für ein Jahr, Verlängerung erhofft, wird sie sozial benachteiligten Kindern u. a. Theaterkarten zur Verfügung stellen.

Zum Auftakt lädt die Burg bereits am 1. und 2. Oktober (Sa 9–17.00, So 10-14.00) unter dem Titel Menschen – Tiere – Sensationen zu einem Tag der offenen Tür. Beinahe das gesamte Burg-Ensemble und Autoren wie Ferdinand Schmalz bieten künstlerische Programme, dazu kommen Führungen quer durch alle Abteilungen bis in den Luftmischraum. (wurm, 22.9.2016)