Freakwater kommen auf ihrer laufenden Europatournee nach Ebensee, Wien und Innsbruck. Wer glaubt, Country sei eine heitere Kunst, hat schon verloren.

Foto: Tim Furnish

Wien – Im US-amerikanischen Underground der 1980er-Jahre eine Countryband zu gründen war nicht nichts. Country galt zu Recht als weitgehend reaktionär, die Renaissance eines Johnny Cash war noch Jahre entfernt, er damals gerade bei Friseur die Dauerwelle festigen lassen. Harte Frisuren für harte Zeiten.

Dennoch waren viele Musiker des Hinterlands nicht ohne heimwehkranke Trucker, einsame Cowgirls und den Gesängen über tränensalziges Bier aufgewachsen. Da menschliche Biografien sich oftmals kreisförmig abbilden, war es nur eine Frage der Zeit, bis die Generation Punk den Cowboyhut aufsetzen würde. Zumal schon ein Rockabilly-Revival oder Cowpunk gegeben in diese Richtung gewiesen haben.

Thrill Jockey Records

Freakwater näherte sich dem Fach jedoch ohne ironische Brechung. Der Gesang von Janet Beveridge Beans klang wie jener von Dolly Parton mit Sodbrand. Zurzeit tourt die Formation durch Europa und streift Österreich mit drei Terminen: in Ebensee, Wien und Innsbruck.

Neben Beveridge Bean war Catherine Irwin das zweite Gründungsmitglied, aus angeheuerten Mietsknechten entstand über die Jahre eine mehrköpfige Band mit einer Reihe von Ex-Mitgliedern, die bisher zehn Alben eingespielt haben, einzig der stoische David Gay am Bass hat bis heute alle internen Stürme überstanden.

Immer noch dominiert der Gesang der beiden Damen, die Musik klingt edelherb, beleiht mit Fiedel und Banjo Appalachenfolk. Die heiteren Themen des Fachs verkneifen sich Freakvater weitgehend, sie widmen sich lieber Geschichten von existenzieller Schwere. Da kann schon einmal ein Brunnen vergiftet oder der Älteste darin ertunken sein, gelacht wird im Stall nicht. Im heute Alternative Country genannten Genre zählen Freakwater damit zu den konstanten Qualitätsbringern. (Karl Fluch, 22.9.2016)