Binnenflüchtlinge in einem Unicef-Lager in Nordosten des Landes.

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Abuja – Angesichts des Konflikts mit der Extremistengruppe Boko Haram haben Hilfsorganisationen vor einer Hungerkatastrophe im Nordosten Nigerias gewarnt. Dort litten bereits mehr als 65.000 Menschen unter extremem Hunger, warnten 15 in der Region in Westafrika aktive Hilfsorganisationen in einer gemeinsamen Erklärung. Mehr als eine Million Menschen stünden kurz davor, in extremen Hunger abzugleiten.

In der gesamten von dem Konflikt mit der islamistischen Boko Haram betroffenen Tschadsee-Region mit den Ländern Nigeria, Niger, Tschad und Kamerun sei die Lebensmittelversorgung von insgesamt 6,3 Millionen Menschen gefährdet, davon allein 4,4 Millionen in Nigeria. Rund 2,6 Millionen Menschen seien auf der Flucht. "Wenn sich die Situation weiter verschlechtert, werden viele Menschen sterben", warnte Yannick Puchalan von der Aktion gegen den Hunger.

Landwirtschaft nicht mehr möglich

Der Kampf des nigerianischen Militärs gegen Boko Haram habe unter anderem zur Folge, dass Teile des Krisengebiets weiträumig abgeriegelt wurden, so dass Landwirtschaft nicht mehr möglich sei und der Bevölkerung die Lebensgrundlage fehle. Märkte seien geschlossen, wichtige Transportmittel aus Angst vor Anschlägen verboten.

Die 15 Hilfsorganisationen brauchen nach eigenen Angaben bis zum Jahresende umgerechnet etwa 128 Millionen Euro an Hilfsgeldern, um Nahrung, Wasser und Notunterkünfte für die notleidenden Menschen in der Region bereitzustellen. Sie riefen dringend zu Spenden auf.

Boko Haram kämpft seit mehreren Jahren im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias für einen islamischen Staat. In dem Konflikt wurden schon mehr als 20.000 Menschen getötet und 2,6 Millionen weitere zur Flucht gezwungen. Nach der Ausweitung des Konflikts auf die Nachbarländer Kamerun, Niger und Tschad griffen diese militärisch ein und drängten die Rebellengruppe deutlich zurück. Boko Haram verstärkte daraufhin die Anschläge auf die Zivilbevölkerung.

Kinder schwer mangelernährt

Die UNO warnte bereits im Mai, dass rund um den Tschad-See an der Grenze von Nigeria, Tschad, Kamerun und Niger 9,2 Millionen Menschen dringend Nahrungsmittel benötigten. Nach Schätzungen von UNICEF sind allein in dem nordöstlichen Bundesstaat Borno fast eine Viertelmillion Kinder schwer mangelernährt. Wenn sie nicht schnell behandelt würden, werde jedes fünfte von ihnen sterben. (APA, AFP, 23.9.2016)