Washington – Nach den tödlichen Schüssen auf einen unbewaffneten Schwarzen im US-Bundesstaat Oklahoma ist eine Polizistin formell des Totschlags beschuldigt worden. Es sei Haftbefehl erlassen worden, sagte Staatsanwalt Steve Kunzweiler am Donnerstag.

Der Polizistin wird vorgeworfen, am vergangenen Freitag auf einer Straße in der Stadt Tulsa den 40-jährigen Schwarzen Terence Crutcher erschossen zu haben. Aufnahmen von Polizeikameras zeigen, wie der Mann mit erhobenen Händen an seinem Auto lehnt – es sieht so aus, als kooperiere er mit den Beamten. Dann trifft ihn der Schuss der Polizistin, er stürzt zu Boden, woraufhin ein weiterer Polizist eine Betäubungswaffe abfeuert.

Unbewaffnetes Opfer

Laut Ermittlern gibt die Polizistin an, dass sie sich bedroht gefühlt habe – obwohl Crutcher keine Waffe trug und sich auch in seinem Auto keine befand.

Wenige Tage nach dem Vorfall war in Charlotte im Bundesstaat North Carolina ein weiterer Schwarzer von Polizisten erschossen worden. Nach Polizeiangaben trug der 43-jährige Keith Lamont Scott eine Handfeuerwaffe und stellte eine Bedrohung dar. Laut seiner Familie und Nachbarn trug Scott ein Buch – keine Waffe – und wartete auf den Schulbus, um seinen kleinen Sohn abzuholen. Der Fall löste in Charlotte Proteste mit gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei aus.

In den USA gibt es seit Monaten schwere Auseinandersetzungen wegen Polizeigewalt. Mehrere Vorfälle, bei denen Polizisten unbewaffnete Schwarze töteten, lösten landesweite Proteste aus. In diesem Jahr erschossen US-Polizisten nach Angaben der "Washington Post" bereits 706 Menschen, unter ihnen 163 Schwarze. (APA, AFP, 23.9.2016)