Start einer Maschine vom Flughafen Salzburg nach Süden Richtung Tennengebirge. Die bayerischen Nachbarn hätten gerne mehr Starts und Landungen in diese Himmelsrichtung. Salzburg bremst.

foto: apa/gindl

Salzburg – Im Dauerstreit zwischen Salzburg und Bayern um den vom Salzburger Flughafen verursachten Fluglärm hat die Salzburger Seite zwar einen Zeitgewinn verbuchen können, vom Tisch ist das für den Flughafen letztlich existenzielle Thema freilich noch lange nicht. Bei einem Treffen Donnerstagnachmittag in Wien wurde ein gemeinsamer bilateraler Ausschuss vereinbart. Dieser soll für 2017 einen neuen Flugplan erarbeiten. Das Gremium ist paritätisch besetzt und wird von den Verkehrsministerien Berlin und Wien gemeinsam geleitet.

Eine wirkliche Konfliktlösung stellt das aber noch nicht da. Denn der Salzburger Flughafen steht wirtschaftlich sehr gut da und expandiert. Er kann aber aus topografischen Gründen bestenfalls Teile der Flugbewegungen von der bayerischen Nordroute auf die Südroute Richtung Gebirge verlegen, sagen zumindest die Flughafenmanager.

Neben der Bewertung jeder einzelnen Flugbewegung dürfte in dem technischen Ausschuss auch die Verlängerung der Rollbahnen parallel zur Startbahn diskutiert werden. Dadurch könnten mehr Abflüge nach Süden ermöglicht werden, sagen die flugtechnischen Experten.

Langer Streit

Derzeit dürften immer noch rund 90 Prozent der Starts und Landungen über bayerisches Gebiet erfolgen. Basis dafür ist ein Staatsvertrag. Die Bayern fordern nun mehr Starts und Landungen im Süden. Der frühere bayerische Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) verlangte ein Verhältnis von 70:30.

Ramsauer, dessen Wahlkreis in Südostbayern liegt, kündigte sogar an, den Luftraum mittels Durchführungsverordnung sperren zu lassen. Das war im vergangenen Bundestagswahlkampf. Erst das Auswärtige Amt in Deutschland machte im Dezember 2013 der existenziellen Bedrohung ein Ende, indem es die von Ramsauer geplante Durchführungsverordnung zurückgezogen hatte. Begründet wurde dieser Schritt mit der im Staatsvertrag über den Flughafen Salzburg vorgesehenen Verpflichtung zu Konsultationen mit Österreich.

Umgekehrt nutzten allerdings auch Salzburger Politiker den Konflikt für den Wahlkampf. Vor allem Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) malte im Gemeinderatswahlkampf für den Urnengang im März 2014 das drohende Flughafen-Aus immer wieder an die Wand und sparte nicht mit markigen Sprüchen gegen die bayerische Seite. Inzwischen haben sich die Gemüter wieder abgekühlt und der bilaterale Ausschuss wurde gegründet. Ramsauer ist nicht mehr Minister und Schaden wird 2019 auch nicht mehr antreten.

Gute wirtschaftliche Lage

2015 konnte der Flughafen jedenfalls sowohl bei den Passagier- und Frachtzahlen als auch beim Umsatz zulegen. Der Umsatz wurde um 2,2 Prozent auf 62,5 Millionen Euro gesteigert.Beim Jahresüberschuss legte der Flughafen 2015 um 3,6 Prozent auf 5,2 Millionen zu. Die Eigentümer Stadt und Land Salzburg haben deutlich mehr Dividende als im Vorjahr beschlossen. Normalerweise erhalten sie 2,4 Millionen Euro, für 2015 wurde eine Dividende von vier Millionen Euro vereinbart.

Im Jahr 2015 konnte der Salzburger Flughafen über 1,8 Millionen Passagiere abfertigen, um 0,5 Prozent mehr als 2014. Während man bei der Linie, die schon drei Viertel der Flugbewegungen ausmacht, um 4,6 Prozent zulegen konnte, habe man beim Charterverkehr Einbußen hinnehmen müssen. Das Minus beim Charter-Outgoing betrug 13,4 Prozent, jenes beim Charter-Incoming sieben Prozent. Im Frachtverkehr konnte der Salzburger Flughafen einen Gesamtumschlag von 11,3 Millionen Tonnen und damit ein Plus von 10,9 Prozent erzielen.

Neue Linien

Ein Ende der Aufwärtsentwicklung ist nicht in Sicht. Schon im August hatte der Lufthansa-Billigflieger Eurowings angekündigt, im Jänner 2017 einen Airbus A320 am Airport W. A. Mozart zu stationieren und nach Brüssel, Genf, Hamburg, Köln/Bonn, Paris und Zürich abzuheben, werden ab Ende März 2017 mit Olbia, Palma de Mallorca, Thessaloniki, Dubrovnik und Split fünf weitere Flugziele angeboten. Die fünf neuen Ziele werden von Eurowings jeweils zweimal pro Woche angeflogen. (Thomas Neuhold, 23.9.2016)