Foto: derStandard.at/Pichler
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Wer in puncto Smartphone heute "state of the art" sein will, muss dafür mitunter tief in die Tasche greifen. 750 Euro aufwärts verlangt etwa Apple für sein neuestes iPhone, viele Spitzengeräte anderer Hersteller liegen – mit wenigen Ausnahmen – auf ähnlichem Niveau oder nicht weit darunter. Doch es gibt auch ein anderes Ende des Spektrums. Budgetgeräte für wenig Geld, die trotzdem Zugang zu den wichtigsten Diensten des mobilen Alltags ermöglichen. Hier sind die Preise in den vergangenen Jahren immer weiter gesunken. Markengeräte werden teilweise bereits für unter 100 Euro angeboten.

Aber auch ein Smartphone um 89,90 Euro passt nicht in jedes Budget. Hier springen kleinere chinesische Hersteller in die Bresche, deren Geräte über Importhändler den Weg in den Westen finden. Einer von ihnen ist die Firma Blackview, sie sich in den letzten zwei Jahren einen gewissen Namen erarbeiten konnte. Mit dem Blackview A5 vertreibt man ein Gerät, das um rund 50 Euro zu haben ist, aber trotzdem recht umfassend ausgestattet ist. Der WebStandard hat den billigen Androiden genauer unter die Lupe genommen. Zur Verfügung gestellt wurde das Gerät vom Händler Gearbest.

Low-End-Ausstattung

Die weniger überraschende Botschaft: Highend-Hardware ist in diesem Preissegment nicht zu erwarten. Dementsprechend legen sich die Spezifikationen dar. Als Grundlage dient der MT6580-Chip von Mediatek, ein sparsamer Quadcore-Prozessor auf Basis der Cortex-A7-Architektur mit Maximaltakt von 1,3 GHz. Ihm steht ein Mali-400-Grafikbeschleuniger zur Seite, der einen einzigen Rechenkern besitzt. Dazu gibt es einen GB Arbeitsspeicher.

Für Betriebssystem und Inhalte ist ein Onboardspeicher von acht GB vorgesehen, von dem ab Werk etwa die Hälfte frei ist. Eine Aufstockung via microSD-Karte ist möglich. Auch versteht sich das Smartphone mit zwei microSIM-Karten auf einmal. Es beherrscht WLAN (802.11n), Bluetooth 4.0 und GPS, auf LTE oder NFC muss man allerdings verzichten.

Dazu gesellen sich außerdem eine Fünf-Megapixel-Kamera mit LED Blitz auf der Rückseite, und eine Zwei-MP-Kamera an der Front. Der Akku fasst 2.000 mAh und ist austauschbar. Vorinstalliert ist Android 6.0 "Marshmallow".

Brauchbar verarbeitet, passables Display

Verpackt ist die Hardware in ein handliches Kunststoffgehäuse. Das Material erweckt einen soliden Eindruck, das reflektierende Gittermuster auf der abnehmbaren Rückseite erweckt Erinnerungen an Googles Nexus 4. Verarbeitungstechnisch ist überraschend wenig auszusetzen. Die seitlichen Knöpfe sind gute erreichbar, allerdings etwas schwer zu ertasten.

Die Vorderseite nimmt großteils ein 4,5-Zoll-Display ein. Dessen Auflösung beträgt 854 x 480 Pixel. Insbesondere bei dünnerer Schrift sind somit "Treppen" erkennbar, davon abgesehen liefert der Bildschirm aber recht brauchbare Farben und Kontrast sowie hohe Blickwinkelstabilität. Das Panel gehört definitv zu den besseren, die in dieser Preisklasse zu finden sind. Erwartungsgemäß schwächelt es aber hinsichtlich der maximalen Helligkeit, was es in Kombination mit hoher Reflexionsanfälligkeit im direkten Sonnenlicht schwer ablesbar machen kann.

Kaum verändertes Android-System

Anstelle der Android-eigenen Onscreen-Navigationsschaltflächen bringt das Blackview A5 drei kapazitive Schaltflächen unter dem Display mit. Das ist angesichts der kompakten Maße des Geräts (130 x 9,5 x 66 Millimeter) allerdings verschmerzbar.

Die vorinstallierte nimmt abgesehen von einigen angepassten Icons keine merkbaren Änderungen am Android-System vor. Bis auf eine alternative Inhaltssuche für das System, einen Dateimanager und "Xender" als Tool für lokale Dateiübertragung zwischen Mobilgeräten per WLAN, sind auch keine zusätzlich vorinstallierten Apps zu finden.

Genug Leistung für die Basics

In Benchmarks zeigt sich schnell, dass das Handy eher schwach auf der Brust ist. Es liegt hier ungefähr auf dem Niveau von drei bis vier Jahre alten Flaggschiffen (etwa Samsung Galaxy S3), nur im Browserbenchmark mit Vellamo und Chrome kann es mit aktuellen Einsteigergeräten konkurrieren.

Aufwändigere Apps und Spiele starten erst mit etwas Verzögerung. 3D-Grafik wird flüssig dargeboten, solange sie einfach gehalten ist. Überraschenderweise läuft etwa "Pokémon Go" noch in brauchbarer Geschwindigkeit. Der Augmented Reality-Mods, in dem die zu fangenden, virtuellen Monster über das Kamerabild gelegt werden, ist jedoch nicht verwendbar. Das Telefon verfügt schlicht nicht über die benötigten Sensoren, die eine verlässliche Platzierung der virtuellen Tiere zulassen würden.

Browsen, Messaging, Youtube und Co. meistert das A5 anständig. Auch durch die Systemmenüs kommt man zügig, unterlegt nur von gelegentlichen Mikrorucklern. Ins Stottern gerät das Telefon allerdings, wenn man zu viele anspruchsvolle Apps in kurzer Zeit öffnet. Angesichts der Hardwareausstattung war damit allerdings zu rechnen. Wer mit den Basics auskommt, sollte derlei Probleme ohnehin nicht bekommen.

Schwaches GPS, desaströse Kamera

Zwei klare Schwachpunkte gilt es allerdings deutlich zu machen. Da wäre etwa das GPS-Modul. Mit etwas Geduld ist es möglich, den eigenen Standort einigermaßen genau zu erfassen, sofern man sich nicht bewegt. Eine zuverlässige Mitverfolgung des eigenen Weges, geschweige denn städtische Echtzeitnavigation ist aber nicht möglich. Dafür ist die Erfassung schlicht zu unpräzise und zu träge – was schade ist, zumal GPS-Antennen keine teure Komponente sind.

Wenig Freude bereiten auch die integrierten Kameras. Während die Aufnahmen der Frontkamera für Messenger-Schnappschüsse noch reichen mögen, versagt die Hauptkamera auf ganzer Linie. Selbst unter kräftigem Tageslicht liefert sie unscharfe, extrem detailarme Fotos mit ausgewaschenen Farben. Zu gebrauchen ist sie bestenfalls als Lösung für absolute Notfälle.

Sound und Akku

Akustisch bewegt sich das Gerät im Rahmen des Durchschnittlichen. Die integrierten Lautsprecher begeistern nicht unbedingt, fallen aber auch nicht außerordentlich negativ auf. Beim Telefonieren verstehen sich beide Seiten prinzipiell gut, das Gespräch klingt allerdings etwas, als würde es in einem großen Blechfass geführt.

Wacker hält sich das Blackview A5 in Sachen Akkuleistung. Hier kommt man bei gelegentlichem Gebrauch gut über den Tag. Wer nur selten zum Handy greift, dürfte sogar Reserven bis in den folgenden Spätmorgen haben.

Fazit

Für abschließende Bemerkungen bietet sich ein vergleich an. Vor rund dreieinhalb Jahren sowie vor etwas mehr als zwei Jahren hat der WebStandard bereits Smartphones im Preisbereich von 50 Euro getestet. Seitdem hat sich einiges getan.

Kam das erste Gerät etwa ohne GPS und 3G-Support, dafür aber mit deutlich veralteter Android-Version, sind diese Mankos mittlerweile behoben (auch wenn die GPS-Implementation mangelhaft ist). Auch in puncto Verarbeitung und Display ist eine merkliche qualitative Verbesserung zu festzustellen. Als Schwächen geblieben sind die eher knappe Speicherausstattung und – trotz nominell besserer Spezifikationen – die an der Grenze zur Unbrauchbarkeit wandelnden Kameras.

Puristen, die kein großes, ultrascharfes Display sowie gute Kameras benötigen und mit Messenger, Browser, Kalender und Youtube ausreichend bedient sind, können mit einem Gerät wie dem Blackview A5 durchaus glücklich werden. Andere Nutzer finden hier immerhin die Option eines Haus- oder Ersatzhandys – etwa für Festivalbesuche, bei denen man das eigentliche Smartphone aus Angst vor Diebstahl nicht mitnehmen möchte. Hier sollte sich der DualSIM-Support als besonders praktisch erweisen.

Wer überlegt, ein derartiges Gerät als Einstieg für smartphone-unkundige Freunde und Verwandte zu besorgen, dem sei allerdings abgeraten. Gerade Nutzer, die eine für sie neue Technologie erproben, sind letztlich mit einem Mittelklassegerät viel eher zu überzeugen, als mit einem Handy, das in so manchem Bereich doch ganz klare Limitierungen mitbringt. (Georg Pichler, 01.10.2016)

Testfotos

Tageslicht (Volle Auflösung)
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Tageslicht (Volle Auflösung)
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Tageslicht (Volle Auflösung)
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Gemischte Lichtsituation, Blitz (Volle Auflösung)
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Frontkamera (Volle Auflösung)
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