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Ziegenmann Thomas Thwaites bei der für ihn sichtlich nicht ganz einfachen Entgegennahme des Ig-Nobelpreises, der diesmal in Form einer Uhr mit Zeigern aus Sanduhren verliehen wurde.

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Dieser Anblick hat wohl so manchen Wanderer überrascht, der im September 2014 in den Schweizer Bergen unterwegs war. Inmitten einer Herde von Ziegen, die auf einer steilen Wiese grasen, stakst ein menschliches Wesen auf allen vieren umher und frisst ebenfalls Gras. Die Arme und Beine des seltsamen Wesens sind mit Prothesen bewehrt, auf dem Kopf trägt er zur Sicherheit einen Helm.

Der Mann, der mehrere Tage lang wie eine Ziege mit Ziegen lebte, heißt im bürgerlichen Leben Thomas Thwaites und ist ein britischer Designer, der sich für Wissenschaft interessiert – und dabei immer wieder abseitige bis originelle Ideen hat. So nahm er sich für sein erstes Buchprojekt vor, einen Toaster zu bauen, und zwar mit vorindustriellen Methoden bis hin zum eigenen Metallschmelzen.

"Urlaub vom Menschsein"

Vor drei Jahren lief es beim heute 35-Jährigen beruflich und privat nicht ganz rund, Thwaites wollte eine Auszeit von seinem Problemalltag und "Urlaub vom Menschsein" machen – Gedanken, die wohl viele von uns ab und zu haben, nur eben mit dem Unterschied, dass die meisten von uns das Heil eher nicht in einer tierischen Existenzweise suchen.

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Macht unsereins Urlaub auf dem Bauernhof, so machte Thwaites einige Tage lang Urlaub als Bergziege, nachdem er sich mit den Prothesen eingedeckt hatte. Das vermeintlich einfache Leben, das nur aus Gehen, Fressen und Schlafen bestand, war dann doch recht anstrengend: Die Prothesen verursachten Schmerzen, die Kälte machte dem Briten schwerer zu schaffen als den Ziegen, weshalb er die Nächte dann doch in einem Zelt verbrachte.

Je drei Tage als Solo- und Herdenziege

Nach drei Tagen als Soloziege verbrachte Thwaites auch noch drei Tage in einer Herde und wurde dabei immerhin von seinen Mitziegen nicht attackiert. Angeblich habe ein Vierbeiner, der an ihm einen Narren gefressen hatte, vermittelnd eingegriffen.

Eine Dokumentation dieses eigenwilligen Projekts erschien im Mai als Buch unter dem Titel GoatMan: How I Took a Holiday from Being Human (Princeton Architectural Press). Und diese Publikation bescherte Thwaites am Donnerstag einen der mehr oder weniger begehrten Ig-Nobelpreise, mit denen die unnötigste Forschung des Jahres ausgezeichnet wird.

Thwaites musste sich seinen Preis in der Kategorie Biologie freilich mit einem anderen Briten teilen: Der Tierarzt Charles Foster hat bereits als Dachs, Fischotter, Hirsch, Fuchs und Vogel relativ viel Zeit in freier Wildbahn verbracht. (Klaus Taschwer, 23.9.2016)