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Als Verteidigungsminister musste Juan Manuel Santos auch zahlreiche Skandale verantworten.

Foto: Reuters / Andrew Kelly

Bogotá – Alle Einflüsterer hätten ihm abgeraten, Gespräche mit der Farc-Guerrilla aufzunehmen, gestand Juan Manuel Santos neulich in einem Interview. Doch Kolumbiens Präsident tat, was er für richtig hielt – das Gegenteil. Das Land werde nur dann den Sprung ins 21. Jahrhundert schaffen, wenn die Gesellschaft ihre Konflikte nicht gewaltsam austrägt, so der 65-jährige Ökonom.

Die zähen Verhandlungen hätten ihn 2014 fast die Wiederwahl gekostet. Es wurde die längste Partie im Leben des begeisterten Pokerspielers. Doch nach fast vier Jahren war Ende August das Vertragswerk fertig. Heute, Montag, sollte es unterzeichnet werden.

Als "Politiker der ersten Welt in einem Drittweltland" hat die Buchautorin Maria Alejandra Villamizar den Präsidenten und Chef der Mitte-Rechts-Partei "Soziale Partei der Nationalen Einheit" bezeichnet. Geboren und aufgewachsen ist er im Schoße einer der reichsten Familien des Landes in Bogotá. Nach seiner Ausbildung an der Militärakademie schickte ihn sein Vater an die London School of Economics und nach Harvard. Anschließend kehrte er als Vizeherausgeber der im Familienbesitz befindlichen, größten Tageszeitung des Landes El Tiempo zurück. Gleichzeitig unterrichtete er Wirtschaftswissenschaft an der Universität de los Andes. Mit Tony Blair verfasste er ein Buch über den "Dritten Weg".

Skandale und ein harter Bruch

Später wurde er Außenhandelsminister, schon 1994 gründete er die Stiftung "Gute Regierung", um die klientelistische Politik zu modernisieren. Der breiten Öffentlichkeit bekannt wurde er als knallharter Verteidigungsminister unter dem rechtspopulistischen Präsidenten Álvaro Uribe, dem Santos von 2006 bis 2009 diente. In seine Zeit fielen Skandale, darunter die Ermordung von Zivilisten, die Soldaten als Guerrilla-Kämpfer ausgaben, um dafür Kopfprämien einzustreichen.

Mit Santos schien also die Kontinuität garantiert, so fiel Uribes Nachfolger-Wahl auf ihn. Der Bruch kam, als Santos Friedensgespräche ausgerechnet mit der Farc begann, die einst Uribes Vater ermordet hatte.

Während Santos’ Amtszeit wuchs Kolumbiens Wirtschaft durchschnittlich um fünf Prozent, die Armut sank von 37 auf 30 Prozent. Doch insgesamt wurde vom neuen Wohlstand wenig umverteilt. Die Linke hält ihn für einen Neoliberalen, unterstützt aber den Friedenskurs. Privat gilt Santos als guter Unterhalter, der gern bis tief in die Nacht feiert. In der Freizeit spielt der dreifache Familienvater Golf. (Sandra Weiss, 25.9.2016)