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Bei diesem Python handelt es sich um ein Halloweenkostüm, das einem Hund in Miami umgeschnallt wurde. Der Hintergrund des Gags ist allerdings ernst: Aus Asien importierte Tigerpythons breiten sich in Florida immer weiter aus – und fressen alles, was kleiner ist als sie selbst.

Foto: REUTERS/Carlos Barria

Köln – Gemäß der sogenannten Overkill-Hypothese haben fast alle Landmassen der Erde den Großteil ihrer Megafauna eingebüßt, nachdem der Mensch dort angekommen ist und Jagd auf sie gemacht hat. Dass Afrika diesem Effekt viel weniger unterlag, wird damit erklärt, dass sich der Mensch und die übrigen Großtiere hier über einen langen Zeitraum nebeneinander entwickelten. Die potenziellen Beutetiere hatten also genug Zeit, um zu lernen, dass der Mensch eine tödliche Bedrohung darstellt.

Das mag nach einer simplen Erklärung klingen – Unerfahrenheit gegenüber Räubern dürfte aber tatsächlich ein nicht zu unterschätzender Faktor sein, berichtet die Universität Köln. Ein Team um die Kölner Wissenschafterin Anke Frank untersuchte in Australien, welche Auswirkungen "Naivität" haben kann, und berichtet darüber im Fachmagazin "Plos One".

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Der Große Langnasenbeutler kann knapp einen halben Meter lang werden und kommt im Osten Australiens vor.
Foto: REUTERS/David Gray

Protagonisten der Studie sind zwei vom Menschen mitgebrachte Spezies – Hunde und Katzen – und die einheimischen Nasenbeutler (Peramelemorphia): Eine 22 Arten umfassende Gruppe kleiner bis mittelgroßer Beuteltiere mit spitzer Schnauze, die als Allesfresser leben und bevorzugt nachts über den Boden hoppeln. Gerne tauchen sie auch in städtischen Gartenanlagen auf.

Interessant ist: Auf dem australischen Festland verhalten sich die nicht allzu wehrhaften Nasenbeutler Hunden gegenüber anders, als wenn sie es mit Katzen zu tun bekommen. Im Jahr 2012 zeigte eine Studie, dass Nasenbeutler im Raum Sydney Gärten meiden, in denen Hunde leben – nicht jedoch solche, in denen es Katzen gibt, obwohl diese den kleinen Beuteltieren ebenfalls gefährlich werden können...

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Der 20 bis 30 Zentimeter lange Goldene Kurznasenbeutler gilt als gefährdet: Seine einstmals großen Populationen sind vor allem von Hauskatzen dezimiert worden.
Foto: Northern Territory Government

Die Autoren führten dies damals darauf zurück, dass die Nasenbeutler in Sachen Hunde eine Vorwarnung hatten. Europäische Hunde und Katzen wurden zwar zur gleichen Zeit in Australien eingeführt. Allerdings sind Hunde in Form der Dingos schon vor etwa 4.000 Jahren von Asien nach Australien gekommen. Das war offenbar lange genug, um Nasenbeutler Hunde als Gefahrenquelle erkennen zu lassen. Bei Katzen sind sie offenbar noch nicht so weit – hier sind ja auch erst etwa 200 Jahre seit deren Ankunft vergangen.

Aufbauend auf dieser Studie, begab sich Franks Team an einen Ort, wo die Nasenbeutler keine solche Vorwarnung hatten: Auf der Insel Tasmanien hat es nie Dingos gegeben. Europäische Haustiere hingegen sind dort zur gleichen Zeit angekommen wie im übrigen Australien.

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Dingos kamen vor Jahrtausenden nach Australien: Vorboten einer viel größeren Hundeinvasion, die noch folgen sollte.
Foto: APA/EPA/FRASER ISLAND DINGO PRESERVATION GROUP / CHRISTIAN VALENZUELA

Und tatsächlich erwiesen sich die dortigen Nasenbeutler als naiver als ihre Artgenossen auf dem Festland. "Wir haben tasmanische Nasenbeutler gefunden, die nach 200-jähriger Koexistenz mit den eingeführten Raubtieren sowohl gegenüber Hunden als auch gegenüber Katzen immer noch naiv sind", sagt Frank. Die Forscher sehen damit ihre Hypothese bestätigt, dass Naivität gegenüber neuen Raubtieren mit der Zeit schwinden kann. Für das Überleben der einheimischen Spezies entscheidend ist aber, dass ihnen genug Zeit für diesen Lernprozess gewährt wird. (red, 2. 10. 2016)