In seinen 23 Jahren bei der AS Roma hält Francesco Totti bei 250 Toren in der Serie A – sein bislang letztes gelang ihm am Sonntag gegen den FC Turin. Insgesamt hält der Torjäger bei 763 Pflichtspielen und 306 Treffern für die Römer.

Foto: APA/AFP/MARCO BERTORELLO

2006 schoss sich Totti mit der italienischen Nationalmannschaft zum Weltmeister. Im Finale in Berlin besiegten die Azzurri Frankreich im Elfmeterschießen.

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Rom – "Mir geht es gut, warum sollte ich aufhören?" fragte Francesco Totti vor zwei Wochen grinsend. Seine AS Roma hatte gerade mit 3:2 gegen Sampdoria Genua gewonnen, der Stürmer hatte einen Assist und den entscheidenden dritten Treffer beigesteuert. Am Dienstag feiert Roms "Kaiser" seinen 40. Geburtstag. Das Trikot der Römer trägt er gefühlt schon immer, er gehört zur ewigen Stadt wie das Kolosseum und das Forum Romanum. In Rom wird Totti wie ein Heiliger verehrt, "Totti, unser Gladiator!", huldigen ihm die Fans.

250. Treffer im 605. Spiel

Seit 23 Jahren trägt der Offensivstar das Trikot der AS Roma – das ist sogar länger, als Arsène Wenger den FC Arsenal trainiert. Vor zwei Tagen traf Totti gegen den FC Turin zum bislang letzten Mal für seinen Klub – er erzielte sein 250. Tor in seinem 605. Spiel in der Serie A. Nur der legendäre Mittelfeldspieler Silvio Piola von Juventus Turin schaffte mehr Treffer (274 in 619 Partien). Und um zum ältesten Torschützen der Serie A zu werden, müsste Totti nur noch den damals 41 Jahre und 25 Tage alten Alessandro Costacurta überholen.

Vereinstreue, tiefe Verbundenheit zu seinen Wurzeln und Liebe zur Familie sind Tottis Werte. Schließlich ist er ein Römer seit sieben Generationen. Der Roma-Kapitän ist außerhalb der antiken Stadtmauern geboren, im Viertel Porta Latina, einer kleinbürgerlichen Gegend. Dort wird die AS vergöttert. In seiner Kindheit spielte Totti auf der Straße und in Hinterhöfen, Vater Enzo, ein Arbeiter, und Mama Fiorella, Hausfrau, unterstützten den Sohn.

1989 wurde der damals Zwölfjährige in die Nachwuchsmannschaft der Rot-Gelben aufgenommen. Die Liebe zur Roma ging so weit, dass die Familie Totti eine Delegation des Rivalen Lazio vor die Tür setzte, als diese die Eltern des jungen Francesco aufsuchten, um den Nachwuchsspieler anzuheuern. Am 28. März 1993 feierte der Stürmer schließlich sein Debüt als Profi – selbstredend im Dress der AS. "Ich habe immer gehofft, bis zu meinem Karriereende nur ein Trikot zu tragen. Und zwar das der Roma. Ich bin als Römer und Roma-Fan geboren. Und so werde ich auch sterben", sagte Totti einmal.

Torschützenkönig, Pokalsieger, Weltmeister

Seine persönlichen Auszeichnungen reichen vom besten Spieler der Serie A, Torschützenkönig, Einberufung in das All-Star-Team einer Europa- und einer Weltmeisterschaft (2000 und 2006) bis zum Goldenen Schuh für den besten europäischen Torschützen im Jahr 2007. Mit der Roma wurde er einmal Meister und zweimal Pokalsieger. Und unter Marcello Lippi stemmte er 2006 in Berlin den WM-Pokal in den Himmel.

Totti ist ein Spielgestalter mit perfekter Technik. Er schlenzt und spielt mit der Hacke, der Lauffreudigste war er nie. Doch er weiß noch immer mit genialen Pässen und guter Spielübersicht zu verzücken, als Identifikationsfigur und Führungsspieler ist er für die AS Roma unersetzlich. Nach Divergenzen mit Trainer Luciano Spalletti in der vergangenen Saison ist Totti jetzt wieder in guter Form, kommt zumeist als Joker von der Bank ins Spiel. "Warum sollte ich aufhören?" – Ja, warum?

Pension und Urlaub auf der Karibik reizen ihn ohnehin nicht, ebenso wenig das Showbiz, das er gut kennt. Schließlich ist seine Frau Ilary Blasi, mit der er drei Kinder hat, Showgirl im Berlusconi-Fernsehen. Auch von einer Trainerkarriere will Totti nichts wissen. Sehr wahrscheinlich wird er seinem Klub als Vizepräsident treu bleiben. Doch auch an eine Zukunft im Büro will der Jubilar (noch) nicht denken. "Ich habe ja noch einige Spiele vor mir", sagt der ewige "Capitano". (sid, APA, red, 27.9.2016)