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Vom Aussterben bedroht, weil er einen zu imposanten Schnabel hat: Rhinoplax vigil, der Schildschnäbel.

Foto: AP/Morten Strange/Wildlife Conservation Society

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Makabrer Anblick: beschlagnahmte Schnabelschilde von Schildschnäbeln.

Foto: Dewantoro//Wildlife Conservation Society via AP

Cambridge – Streng genommen muss Elfenbein von einem Tier aus der Elefantenfamilie kommen, also von einer der drei heutigen Elefantenspezies oder von einem Mammut – im letzteren Fall spricht man von "fossilem Elfenbein". Als Ersatz wurde aber oft auch das Zahnbein anderer Spezies gehandelt, vor allem von Walrossen, Narwalen und sogar Flusspferden.

Bei all diesen "Rohstoffen" handelt es sich letztlich um die gleiche Substanz – eben Zahnbein oder Dentin. In jüngerer Vergangenheit ist aber ein Ersatzprodukt wieder in Mode gekommen, das in der Bearbeitung und der optischen Wirkung ähnlich ist, obwohl es eigentlich einen ganz anderen Hintergrund hat: Vogelschnäbel. Bei diesem Material handelt es sich nicht um das knochenähnliche Dentin, sondern um Keratin, also Horn.

Leider zu viel dran am Schnabel

Eine Spezies, deren Schnäbel besonders gerne als Elfenbeinersatz verwendet werden, ist der Schildschnabel (Rhinoplax vigil) aus Südostasien. Dieser über einen Meter lange Verwandte der Nashornvögel und unseres Wiedehopfs ist ein Allesfresser und lebt in Wäldern, wo man seine Rufe – mal ein Hupen, mal eine Art kreischendes Lachen – weithin hören kann. Sein auffälligstes Merkmal ist ein massiver Hornaufsatz auf dem Schnabel, der bis zu ein Zehntel des Gesamtgewichts des Vogels ausmachen kann.

Das rötlich-gelbe Horn dieses Schnabels ist etwas weicher als Elfenbein und wird in Ost- und Südostasien seit Jahrhunderten gerne für Schnitzereien verwendet. Seit 1989 der internationale Elfenbeinhandel verboten wurde – was bald von einem Binnenhandelsverbot gefolgt werden dürfte –, ist der Schildschnabel verstärkt ins Visier von Wilderern geraten. Immerhin erzielt das Horn des Vogels sogar einen höheren Preis pro Gramm als Elfenbein – ein solcher Hornaufsatz ist maximal 350 Gramm schwer.

Es wird enger

Zwischen 2012 und 2014 wurden alleine in Indonesien und China 2.170 illegal gehandelte Schädel und Schnabelteile von Schildschnäbeln konfisziert, berichtet die internationale Organisation TRAFFIC, die den Handel mit gefährdeten Spezies überwacht. Seit 2010 habe die Wilderei insbesondere in Indonesien stark zugenommen. "Das gehört alles zur wachsenden Nachfrage nach Elfenbein", sagte TRAFFIC-Sprecher Richard Thomas.

Als Folge der intensivierten Bejagung musste der Schildschnabel 2015 auf der Roten Liste von "potenziell gefährdet" zu "vom Aussterben bedroht" hochgestuft werden – was anders als im Fall der Elefanten aber für keine Schlagzeilen sorgte. Elizabeth Bennett, Vizepräsidentin der US-amerikanischen Wildlife Conservation Society, meinte zu den jüngsten Entwicklungen: "Die Leute müssen diese Spezies auf dem Radar haben." (red, 2. 10. 2016)