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Zuerst kam die Streikdrohung, jetzt begehrt der Betriebsrat Auskunft.

Foto: Reuters/Bader

Wien – Nach der Streikdrohung des Konzernbetriebsrats in der vorigen Woche geht der Kampf gegen den geplanten Konzernumbau in der Telekom Austria (TA) weiter. Nun soll über die geplanten strukturellen Umbaumaßnahmen in einer eigens einberufenen Aufsichtsratssitzung diskutiert werden. Verlangt wurde das außertourliche Aufsichtsmeeting von der Belegschaftsvertretung, sagt TA-Aufsichtsratschef Wolfgang Ruttenstorfer am Montag und bestätigte damit STANDARD-Infor mationen aus Telekom-Kreisen.

Gemäß Aktienrecht ist eine solche Sitzung binnen 14 Tagen einzuberufen. Dem Vernehmen nach wird der 7. Oktober ins Auge gefasst. "Very soon", heißt es in der Telekom. Die Belegschaftsvertreter hätten dem Antrag auch eine Fragenliste beigelegt, die werde das Vorstandsduo Alejandro Plater (CEO) und Siegfried Mayrhofer (Finanzen) selbstverständlich abarbeiten, heißt es.

Viel spannender dürfte freilich das vor Aufsichtsratssitzungen abzuhaltende Syndikatsmeeting werden, das der kontrollierende TA-Aktionär América Móvil (Amov; 51 Prozent) und die mit der Verwaltung der Staatsanteile an TA, OMV und Post betraute staatliche Beteiligungsholding Öbib üblicherweise absolvieren.

Gesprächsbedarf im Syndikat

Da könnte es diesmal heiß hergehen zwischen Öbib-Chefin Martha Oberndorfer und Amov-Finanzchef Carlos Moreno und Aufsichtsratsmitglied Oscar von Hauske Solís – sofern die in österreichischen Eigentümerkreisen gewälzten Pläne zu Herauslösung der Netzinfrastruktur oder alternativ zur Abspaltung des in A1 Telekom Austria gebündelten Österreich-Geschäfts auf den Verhandlungstisch kommen.

Gut möglich, dass sich Finanzminister Hans Jörg Schelling persönlich in die seit Wochen schwelende Debatte einbringt. Amov hat derartige Diskussionen bereits brüsk abgewürgt, derlei Spaltungspläne seien ökonomisch nicht sinnvoll und auch nicht geplant, so Morenos knappe Ansage.

Eine Aussprache sei dringend notwendig, appellieren Kapitalvertreter im TA-Aufsichtsrat, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen. Ohne diese Klärung habe eine Diskussion über die vom Management geplante Straffung der Konzernstruktur samt Umwandlung der Tochter A1 von einer Aktiengesellschaft in eine Ges.m.b.H. keinen Sinn. "Das muss endlich ausdiskutiert werden", sagte am Montag einmal mehr auch TA-Präsident Ruttenstorfer im STANDARD-Gespräch.

Ob zu dieser Diskussion auch Konzernbetriebsratschef Walter Hotz mit einer Delegation eingeladen wird, darf bezweifelt werden. Für unmöglich hält man dies in TA-Kreisen allerdings auch nicht. Der kontrollierende Aktionär aus Mexiko sei sehr an gutem Einvernehmen mit den Belegschaftsvertretern interessiert. Ob und wann Gespräche mit Betriebsrat und Großaktionären stattfinden, wie sie der TA-Betriebsrat ebenfalls begehrt, sei ebenfalls noch offen.

Diverse Umbaupläne

Unterdessen steigt die Unruhe in der TA. Kaum ein Tag, an dem nicht neue Pläne zur Umorganisation der Telekom in Richtung Konzern kolportiert werden. Die Angst vor einer Aushöhlung des Österreich-Geschäfts geht um. Die Rede ist beispielsweise von einer möglichen Absiedelung wichtiger Rechenzentren-Teile zu kostengünstigeren Auslandstöchtern ebenso wie von einer Abspaltung des Großkundenvertriebs von der Österreich-Tochter A1 an die börsennotierte TA-Holding. All das würde den Ertragsbringer A1 Telekom Austria und damit die Versorgung in Österreich massiv schwächen, so die Befürchtung. "Eine Auslagerung des Rechenzentrums war nie Thema", entgegnet Ruttenstorfer. Es gehe vielmehr um den Einsatz von Rechenzentren für länderübergreifende Cloudservices. Dafür wolle man die überaus stabile IT- und Telekomstruktur in Österreich konzernweit nutzen, versichert der TA-Präsident.

Ebenfalls im Zentrum der Sitzung: Fragen in Sachen Vor- und Nachteile einer A1-Rückstufung zu einer weisungsgebundenen GmbH.

Bis dahin setzt der Telekom-Betriebsrat auf Mobilisierung: Anfang Oktober sollen österreichweit Informations- und Betriebsversammlungen veranstaltet werden, in denen über "drohenden Ausverkauf" informiert werde. (Luise Ungerboeck, 27.9.2016)