Trotzt den schwierigen Bedingungen im Arbeiterviertel: die alleinerziehende Margaret (Claudia Sabitzer).


Foto: Lupi Spuma / Volkstheater

Wien – Das Theater hat Claudia Sabitzer auf einer Wiese entdeckt. Neben dem Garten ihres Elternhauses in Greifensee in der Schweiz zog das Geschehen einer Freiluftbühne ihr jugendliches Interesse an. Damit war es schon geschehen. Den Wunsch, Schauspielerin zu werden, hat sie nach einem kleinen beruflichen Umweg schließlich gegen ihre Eltern durchgesetzt.

Wie viel Kraft in ihr steckt, das zeigt die dreifache Mutter seit 2005 in meist kämpferischen Rollen am Volkstheater, an das sie bereits Michael Schottenberg holte. Ab Freitag spielt sie in David Lindsay-Abaires Drama Mittelschichtblues (Original: Good People) die fünfzigjährige Margaret, der das Leben übel mitspielt: Sie entstammt einer armen, desolaten Familie, ist selbst Alleinerzieherin einer behinderten Tochter, wurde soeben gefeuert – und gibt dennoch nicht auf.

Man fragt sich, festigt das Stück nicht das mütterliche Aufopferungsideal? Sabitzer: "Ich sehe Margaret nicht als das Opfer. Sie entscheidet, wie sie etwas haben will. Sie ist der aktive Part, wodurch sie sich aus der Opferrolle befreit."

Bezeichnend für das erfolgreich am Broadway gespielte Drama (2011) ist seine milieukonforme Sprache (Übersetzung: Anna Opel), an der das Regieteam um Ingo Berk noch ein wenig gefeilt hat, so Sabitzer. So meint etwa der Begriff "Mittelschicht" in Amerika etwas anderes als hier.

Das Stück dreht sich um die Frage, inwiefern Menschen aus der sozialbiografisch vorgezeichneten Armutsspirale ausbrechen können. Denn, so Sabitzer, "die Herkunft bestimmt gravierend, wie unser Leben verlaufen wird. Das fängt ja schon mit dem Land an, in dem man geboren wird."

Margarets Freund von einst, obendrein der potenzielle Kindsvater, hat den Aufstieg geschafft. Er bewohnt nun als Arzt eine Villa mit Kastanienbäumen. Was hat er anders gemacht?

Die Premiere findet am Freitag im Volx/Margareten statt (19.30 Uhr) und geht danach auf Tour durch die Wiener Bezirke.

Am Volkstheater-Haupthaus schätzt Sabitzer die neue Tribüne: "Sie ist zum Spielen viel schöner, weil man nun alle Gesichter vor sich hat." (Margarete Affenzeller, 27.9.2016)