Bei der zweitgrößten deutschen Bank, der Commerzbank, stehen tausende Arbeitsplätze auf dem Spiel. Vorstandschef Martin Zielke will seine Strategie am Freitag präsentieren.

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Sie möge wieder eine "normale Bank" werden. Das war der Wunsch des scheidenden Chefs Martin Blessing, als er im Mai die Commerzbank an seinen Nachfolger Martin Zielke übergab. Doch so weit ist es noch längst nicht. Zwar hat Blessing die stillen Einlagen des Bundes bei Deutschlands zweitgrößtem Geldhaus zurückgezahlt. Aber der Bund ist acht Jahre nach der Rettung durch Steuergeld immer noch mit 15 Prozent an der Bank beteiligt.

Im ersten Halbjahr 2016 ist der Gewinn um mehr als 40 Prozent auf 370 Millionen Euro eingebrochen, die Voraussagen auf einen Milliardenüberschuss im Gesamtjahr wurde bereits kassiert. Für Zielke scheint nun klar zu sein, wie die Bank saniert werden soll: durch einen massiven Jobabbau. Anfang September hatte Zielke erklärt: "Ein 'Weiter so' ist in diesem Umfeld keine Option."

Keine Dividende

Am Freitag will er seine Pläne der Öffentlichkeit präsentieren. Und diese werden laut einem Bericht des "Handelsblatts" noch drastischer ausfallen als geplant. Nicht 5.000, wie spekuliert, sondern 9.000 der 50.0000 Commerzbank-Jobs sollen bis zum Jahr 2020 gestrichen werden, auch betriebsbedingte Kündigungen stehen im Raum.

Die Aktionäre sollen ebenfalls den Rotstift zu spüren bekommen. 2016 wird nun doch keine Dividende ausbezahlt. Eigentlich hätten es 20 Cent pro Aktie sein sollen – so viel wie im Vorjahr, als die Commerzbank erstmals nach sieben Jahren wieder eine Dividende ausbezahlte.

Merkel will nicht helfen

Sorgen macht der deutschen Regierung auch der Branchenprimus, die Deutsche Bank. Diese ist nach wie vor durch komplizierte Rechtsstreitigkeiten schwer belastet. Allein das US-Justizministerium fordert im juristischen Tauziehen um windige US-Hypothekengeschäfte zwölf Milliarden Euro – eine Summe, die die Rückstellungen um ein Vielfaches übersteigt. An der Börse ist die Bank zurzeit rund 16 Milliarden Euro wert.

Der "Focus" berichtet nun, Bank-Chef John Cryan habe bei der deutschen Kanzlerin Angela Merkel schon einmal diskret nachgefragt, ob nicht der Staat seinem Haus unter die Arme greifen könne – entweder mit direkten Staatshilfen oder durch diplomatische Vermittlung zwischen Berlin und Washington.

Doch Merkel will nicht helfen, erst recht nicht ein Jahr vor der Bundestagswahl. Am Dienstag erklärte sie auf die Frage, ob sie besorgt sei, weil der Staat womöglich eingreifen müsse: "Zur Deutschen Bank möchte ich nur so viel sagen, dass die Deutsche Bank ein Teil des deutschen Banken- und Finanzsystems ist. Und dass wir uns natürlich wünschen, dass alle Unternehmen, auch wenn es temporäre Schwierigkeiten gibt, eine gute Entwicklung nehmen."

Dementi

Ein Sprecher der Bank dementierte den Hilferuf an die Bundesregierung und erklärte auch, die Frage nach einer Kapitalerhöhung stelle sich "derzeit" nicht. Die Aktie brach am Dienstag um bis zu 3,5 Prozent ein und markierte mit 10,18 Euro den zweiten Tag in Folge ein Rekordtief. Auch die Commerzbank-Aktie fiel um knapp drei Prozent auf 5,87 Euro. Vor zwei Wochen berichteten deutsche Medien, dass die beiden taumelnden Banken auch über eine Fusion nachgedacht hätten. Allerdings ohne Ergebnis. (Birgit Baumann aus Berlin, 27.9.2016)