"Das ist eine Addition der sprichwörtlichen Äpfel und Birnen", verwarnt die Arbeitsgemeinschaft Teletest die Macher von oe24tv (Screenshot) schon am zweiten Sendetag. Anlass: Die Erfolgsmeldung über den ersten Tag on air. Im Wiederholungsfall droht der Ausschluss von der Quotenmessung.

Foto: red/Screenshot oe24tv

Wien – Schon am zweiten Tag on air handelte sich der erste Fernsehkanal der Familie Fellner eine Verwarnung der Arbeitsgemeinschaft Teletest (AGTT) ein, die in Österreich Zuschauerzahlen, Reichweiten und Marktanteile von Fernsehsendern erhebt. Anlass: Die bei neuen Fellner-Medien unmittelbar nach Start übliche Aussendung über den Erfolg laut Umfragen, eigenen Verkaufsangaben oder anderen Werten.

Update: derStandard.at/Etat liegen inzwischen auch Zuschauerdaten über den zweiten Sendetag vor – mehr unten.

Ausschluss bei Wiederholung

Wörtlich heißt es in dem Mail der Arbeitsgemeinschaft Teletest an Niki Fellner, das dem STANDARD vorliegt: "Die Aussendung entspricht nicht den Konventionen, zu denen sich alle Teletest-Teilnehmer verpflichtet haben. Ein Zuwiderhandeln kann im Wiederholungsfall zum Ausschluss aus der AGTT führen." Die Konventionen wurden den Neo-Fernsehmachern aus der Mediengruppe Österreich laut Mail am 4. August 2016 übermittelt – die relevanten Passagen schickt die AGTT in dem Mail auch gleich noch einmal mit.

"Addition der Äpfel und Birnen"

Bei oe24tv war es die Mischung, die den Fernsehforschern (und -sendern) zu weit ging: oe24tv rechnete Fernsehzuschauer laut Teletest (laut Aussendung über den "überraschend starken Start": 9.630) und Zugriffe laut Google Analytics, ebenfalls als "106.500 Zuseher" bezeichnet, zusammen.

"Es ist nicht möglich, Teletest-Daten mit Daten aus externen Tools wie Google Analytics zu addieren", erinnert der Generalsekretär der Arbeitsgemeinschaft Teletest Niki Fellner per Mail am Dienstagabend. Jo Adlbrecht erklärt in dem Mail: "Wenn in einer Aussendung von Teletest-Daten die Rede ist, können in der gleichen Aussendung nicht 'Aufrufe' aus einem fremden System ebenfalls als 'Zuseher' bezeichnet und die beiden (aus unterschiedlicher Methodik stammenden) Werte summiert werden. Das ist eine Addition der sprichwörtlichen Äpfel und Birnen." Und: "Auch der Begriff 'Seher' ist der Durchschnittsreichweite des Teletest vorbehalten."

Schlicht falsch sei etwa die Aussage der Aussendung, dass "die restlichen 95 Prozent des Panels deshalb noch nicht gezählt werden konnten". Fünf Prozent der Haushalte haben bisher den neuen Sender nicht eingestellt und können ihn schon deshalb nicht sehen. Adlbrecht: "Diese 95 % der Haushalte sind gezählt – nur ist das Ergebnis eben, dass ihr dort noch nicht eingestellt seid." Nachsatz: Angaben über die technische Empfangbarkeit von Sendern seien "nicht üblich", da sich dieser Wert auf Haushalte und nicht Zuschauer beziehe und eher "weich" sei.

Keinen Sendungen zuzuordnen

Der Generalsekretär der AGTT erinnert Niki Fellner in seinem Mail – unter einigen anderen eher formalen Punkten – auch noch daran, dass sie dem Teletest-Marktforschungsinstitut GfK bisher keine Sendungsprotokolle zuliefern. Also könnten die Teletest-Daten nicht per Aussendung einzelnen Sendungen zugeordnet werden – auch nicht per Aussendung, wie geschehen, der ersten Hauptabenddiskussion des Fellner-Kanals. Adlbrecht: "Es fehlen die genauen Angabe über den Auswertungszeitraum bzw. ob die Werbung inkludiert ist oder nicht."

Automatik

Bei Online-Zugriffszahlen zudem zu berücksichtigen: oe24tv startet bei jedem Aufruf der oe24.at-Seite automatisch.

Die TV-Daten von Tag 2

derStandard.at/Etat liegen nun Daten über den zweiten Sendetag von oe24tv laut Teletest vor. Die meisten Zuschauer erreichte der Sender am Dienstagabend* in den fünf Minuten zwischen 20.10 und 20.15 Uhr mit 2.000 Personen. Die Tagesreichweite am Dienstag* lag bei 26.000 Personen – so viele haben das Programm zumindest 60 Sekunden lang verfolgt. (red, 28.9.2016)