Diese Münze hat einen weiten Weg hinter sich.

Foto: APA/AFP/JIJI PRESS

Tokio – Erstmals haben Archäologen in Japan Münzen aus dem Römischen Reich entdeckt. Zehn Bronze- und Kupfermünzen, von denen die ältesten aus dem vierten Jahrhundert unserer Zeitrechnung stammen, kamen bei einer Ausgrabung im südlichen Teil der Okinawa-Inselgruppe zum Vorschein.

"Ich dachte erst, es seien Ein-Cent-Münzen, die US-Soldaten verloren hatten", sagte der Archäologe Hiroki Miyagi. Die subtropische Inselkette beherbergt bis heute US-Militärstützpunkte und tausende Soldaten. Erst nach dem Waschen der Fundstücke habe er festgestellt, dass die Münzen "viel älter" sein mussten: "Ich war echt schockiert."

Eine Röntgen-Untersuchung der Münzen ergab, dass diese mit römischen Buchstaben geprägt waren und möglicherweise das Bild des früheren Kaisers Konstantin I. und einen Soldaten mit einem Speer zeigten. Andere Münzen wurden dem Osmanischen Reich zugeordnet und stammen aus dem 17. Jahrhundert.

Unbekannte Wege

Darüber, wie die Münzen in das tausende von Kilometern entfernte Okinawa gelangt sein können, rätseln die Wissenschafter nun. Der Fundort, die Katsuren-Burg, wurde im späten 13. oder frühen 14. Jahrhundert errichtet und etwa 200 Jahre später verlassen. Die heute zum Unesco-Welterbe gehörende Burg war einst die Residenz eines Feudalherrn, von dem bisher jedoch nicht bekannt war, dass er womöglich Handel mit Europa trieb.

Ostasiatische Händler verwendeten im 14. und 15. Jahrhundert für gewöhnlich die damalige chinesische Währung, eine runde Münze mit einem Loch in der Mitte, sagte Miyagi. Es sei also unwahrscheinlich, dass westliche Münzen als Zahlungsmittel im Umlauf gewesen seien. "Ich nehme an, dass sie die Münzen in Südostasien oder China erhalten haben", fügte der Wissenschafter hinzu. (APA, red, 28. 9. 2016)