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Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan in Frankfurt an der Oder. In Österreich suchen zahlreiche Organisationen Paten für die Jugendlichen.

Foto: dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

In den vergangenen beiden Jahren haben mehr als 11.000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF) Asyl in Österreich beantragt. Sie leben zumeist in vom Staat oder NGOs angebotenen Wohngemeinschaften, einige auch bei Pflegeeltern. Meistens sind sie tagtäglich von denselben Personen umgeben, mit wenigen bis keinen Bekanntschaften außerhalb der Einrichtungen. "Das ist sehr schade, denn soziale Kontakte außerhalb der gewohnten Umgebung erleichtern den Spracherwerb und die Integration", sagt Marion Kremla vom Patenschaftsprojekt Connecting People der Asylkoordination Österreich.

Bedarf an Patenschaften gestiegen

Kremla weiß, wovon sie spricht. Connecting People ist das am längsten betriebene Patenschaftsprojekt Österreichs. Seit mehr als 15 Jahren koordiniert die Asylkoordination dabei Patenschaften zwischen erwachsenen Österreichern beziehungsweise schon lange in Österreich lebenden Migranten und UMFs. Aufgrund der in den vergangenen Jahren gestiegenen Zahl an UMFs in Österreich ist auch der Bedarf an Patenschaften gestiegen. Und so sind in den vergangenen Jahren und Monaten einige neue Patenschaftsprojekte ins Leben gerufen wurden. Alle mit demselben Ziel, Paten für UMFs und teilweise auch für junge Erwachsene zu finden.

Ziel der Patenschaften

"Bei Patenschaften geht es darum, den UMFS Zeit zu geben oder zu schenken und sie aus ihrem Alltag zu holen", sagt Manuela Geimer vom Salzburger Projekt Open Heart. "Da ist es egal, ob man sie schulisch unterstützt, mit ihnen kulturelle Programme besucht oder sie in die eigene Familie integriert."

Das Ziel von Patenschaften ist, Vertrauen aufzubauen und den jungen Menschen Österreich näherzubringen. "Die UMFs stellen in den Einrichtungen immer wieder Fragen wie etwa‚ wie man hier lebt, was hier erlaubt ist und was nicht", sagt Claudia Maczkiewicz vom steirischen Projekt Zebra. "Sie haben ein großes Interesse an den österreichischen 'Werten', können sie aber selbst nur bedingt in den Einrichtungen erleben. Mit Patinnen und Paten geht das viel schneller."

Für Doris Moravec vom Projekt Buddies for Refugees der Volkshilfe Wien und Volkshilfe Österreich ist eine Patenschaft eine Kombination aus Spaß und Verantwortung. "Eine Patenschaft bringt für beide Seiten viel Spaß. Gleichzeitig ist man als Pate für die UMFs eine wichtige Bezugsperson. Eine Person, die die UMFs alleine für sich haben, der sie sich anvertrauen können. Also bringt eine Patenschaft auch eine Verantwortung mit sich."

Pate werden, aber wie?

Grundsätzlich kann jeder Patin oder Pate werden, sollte aber mitbedenken, dass das eine verantwortungsvolle Aufgabe ist. "Man geht eine ehrenamtliche Verpflichtung für ein Jahr ein. Man sollte mindestens einmal die Woche sich ein paar Stunden für die UMFs Zeit nehmen können", sagt Geimer. Derzeit werden österreichweit mehr als tausend Paten gesucht. (Siniša Puktalović, 29.9.2016)