Moskau/Kiew – Russland versucht die Ergebnisse des internationalen Ermittlungsberichts zum Abschuss des malaysischen Passagierflugzeugs MH17 über der Ostukraine mit technischen Details zu entkräften. In einer eilig einberufenen Pressekonferenz monierte ein Techniker des Raketenproduzenten Almas-Antej am Mittwoch in Moskau Ungenauigkeiten in den niederländischen Untersuchungen.

"Die Version, dass die Rakete frontal im Flugzeug einschlug, entspricht nicht den Daten", sagte Michail Malschweski. Er plädierte für einen schrägen Treffer und nannte den Ort Saroschenske als wahrscheinlichsten Abschussort einer Buk-Rakete. Laut den Ermittlungsergebnissen wurde die tödliche Boden-Luft-Rakete aus dem von den pro-russischen Separatisten kontrollierten Dorf Perwomajsk abgefeuert.

Unterstützung bekam der Raketentechniker von Wiktor Meschtschejakow, dem Konstrukteur einer unweit der ukrainischen Grenze stationierten Radaranlage, deren Daten am Montag im Verteidigungsministerium präsentiert wurden und nun an die internationalen Ermittler übergeben werden sollen.

Der Wissenschafter nannte geografische Gründe dafür, dass sein Gerät keine Buk-Rakete aus Saroschenske geortet hatte. Gleichzeitig versicherte er, dass ein Abschuss aus Perwomajsk in jedem Fall geortet hätte werden können und er deshalb die Version der niederländischen Ermittler ausschließen könne. Zur Frage, warum seine Daten nicht schon in der Vergangenheit zur Verfügung gestellt worden seien, erklärte er, dass niemand zuvor von ihnen gewusst habe und sie sich bis vor kurzem auf einer Festplatte in der Radaranlage befunden hätten.

Nach der Veröffentlichung weiterer Details der MH17-Ermittlung wiederholt Russland bekannte Argumente und versucht dem Verdacht zu widersprechen, dass eine malaysische Boeing am 17. Juli 2014 von Separatistengebiet aus abgeschossen worden sei. Staatsnahe Experten in Moskau beharrten am Mittwoch auf einen Abschussort, den internationale Ermittler zuvor explizit ausgeschlossen hatten.

Zweifel an Flugrichtung

Wie bereits in der Vergangenheit verwies der Techniker Michail Malschewski vom Buk-Produzenten Almas-Antej auf technische Ungenauigkeiten der holländischen Untersuchungen. Er bezweifelte in einer eilig einberufenen Pressekonferenz, dass die tödliche Boden-Luft-Rakete aus Perwomajsk abgefeuert worden sei und die Boeing frontal getroffen habe. Dieses von internationalen Ermittlern genannte Dorf wurde im fraglichen Zeitraum von prorussischen Kräften kontrolliert.

In Darstellungen Moskaus war bereits 2015 die Rede davon gewesen, dass Saroschenske am 17. Juli 2014 von ukrainischen Truppen kontrolliert worden wäre. Holländische Ermittler widersprachen dieser Darstellung. Laut einem abgehörten Telefonat, das am Mittwoch in den Niederlanden präsentiert wurde, war das Dorf damals von prorussischen Separatisten kontrolliert worden und es gab dort auch keine Beobachtungen eines Raketenabschusses. (APA, 29.9.2016)