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1847 eröffnet, 50 Jahre später abgerissen, 1990 von Raiffeisen wiederbelebt, nun erneut auf der Kippe: das Griensteidl.

Foto: Reuters/Lisi Niesner

Wien – Landtmann, Central, Sacher, Mozart, Hawelka, Sperl, Prückel, Schwarzenberg, Griensteidl – sie alle sind klingende Namen der Wiener Kaffeehauskultur. An der Ecke, an der die Herrengasse in den Michaelerplatz mündet, also im Herzen Wiens, könnte ein Teil davon bald Geschichte sein.

Erfüllen sich die Wünsche der Hauseigentümer, soll das Griensteidl Platz machen für eine internationale Einzelhandelskette, erfuhr DER STANDARD. Ein Flagshipstore über zwei Etagen biete sich etwa an, was mehr Renditen und höhere Mieterlöse verspricht. Verhandlungen mit dem Café laufen.

Das Griensteidl eröffnete 1847, wurde zum Treffpunkt für Musiker wie Arnold Schönberg, Literaten wie Karl Kraus und Politiker wie Viktor Adler – bis das gesamte Palais 1897 abgerissen wurde. Erst 1990 wurde dem Griensteidl auf Begehren des früheren Raiffeisen-Generals Christian Konrad im Palais Herberstein an gleicher Stelle neues Leben eingehaucht. Zwölf Jahre später holte es Caterer und Do-&-Co-Chef Attila Dogudan gemeinsam mit der Zuckerbäckerei Demel unter sein Dach.

Neuer Eigentümer

Das Palais Herberstein verließ im Vorjahr das Raiffeisen-Reich, neuer Eigentümer ist der Holzindustrielle und Immobilieninvestor Gerald Schweighofer. Dieser prüft nun die Bestandverhältnisse. Und ein Kaffeehaus in nobler Lage, die mittlerweile Spitzenmieten von bis zu 600 Euro für den Quadratmeter monatlich erzielen lässt, passt nicht in sein Konzept, sagen Konzernkenner. Auf Anfrage bestätigt man bei Schweighofer Gespräche mit Do & Co. Konkrete Ergebnisse gebe es bisher jedoch noch nicht, sagt Geschäftsführer Frank Aigner. Dogudan jedenfalls habe im Haus einen unbefristeten Mietvertrag.

Dogudan wird in der Kaffeesiederbranche nicht nachgesagt, dass sein ganzes Herzblut am Griensteidl hängt. Er habe die Flächen schon vor Jahren einmal zum Verkauf angeboten, denn das Traditionscafé passe nur bedingt in sein Gastronomiegeschäft. Früher oder später gehöre der Magnet für Touristen zudem renoviert. Dogudan war vorerst nicht erreichbar.

Kaffeehäuser gelten als krisenbeständig, ihre Umsätze als konstant. Die Kosten sind jedoch hoch, die Konsumation in Relation zur Verweildauer ist eher bescheiden und der Ertrag entsprechend überschaubar. Eigenschaften also, die sie für Immobilieninvestoren wenig anziehend machen. In der nahen Kärntner Straße zog so erst jüngst Starbucks aus. Zara Home soll der US-Kaffeehauskette nachfolgen. Ob sich Schweighofer und Dogudan einigen, sei, heißt es in ihrem Umfeld, eine Geldfrage. (Verena Kainrath, 30.9.2016)