Manager Alfred Hörtnagl hat einen schweren Job.

Foto: FCW

Innsbruck – Am Freitagabend dreht sich in Tirol alles um Fußball. Die WSG Wattens empfängt den FC Wacker Innsbruck zum zweiten Alpen-Derby in der Ersten Liga. Beim Aufeinandertreffen Anfang August düpierte Wattens den Platzhirsch im Innsbrucker Tivolistadion mit einem 2:1-Sieg. Am Freitagabend soll die alte Ordnung wiederhergestellt werden.

Hoffen auf Trainereffekt

Beim FC Wacker setzt man auf den Trainereffekt. Denn mit Thomas Grumser (36) steht seit gut einer Woche bereits der dritte Coach in diesem Jahr an der Seitenlinie des Traditionsvereins. Grumser, bisher für die zweite Garnitur der Innsbrucker verantwortlich, ist die Interimslösung, nachdem der Schweizer Maurizio Jacobacci nach nur drei Monaten im Amt mangels sportlichen Erfolgs den Hut nehmen musste. Mit dem 1:0-Heimsieg gegen Kapfenberg vergangene Woche feierte Grumser einen Einstand nach Maß. Nun soll er die Truppe gegen Wattens zum Sieg führen.

Auch für Wacker-Manager Alfred Hörtnagl (49) ist das Derby kein normales Spiel: "Das lässt niemanden kalt. Wir haben Respekt vor Wattens, und zugleich ist da natürlich eine große Verbundenheit wegen der gemeinsamen Geschichte. Aber für uns zählt nur der Sieg." Ob und durch wen Interimstrainer Grumser abgelöst wird, verrät er nicht: "Er genießt mein volles Vertrauen." Gerüchte, wonach Dietmar Kühbauer und Zoran Barisic Kandidaten sind, will er nicht kommentieren.

"Mission 2020"

Hörtnagl gilt als Hoffnungsträger des schwer angeschlagenen Innsbrucker Vereins. 15 Jahre lang hat er am Tivoli gekickt. Damals, als Wacker unter dem Namen FC Tirol den österreichischen Fußball mit prägte und phasenweise dominierte. In der Fanszene gilt "Ali" als sakrosankt. Auch wenn die von ihm ausgerufene "Mission 2020" nur stotternd anläuft. Derzufolge soll sich Wacker sportlich wie wirtschaftlich konsolidieren und wieder in der Ersten Bundesliga etablieren.

Auf der wirtschaftlichen Seite sind durchaus Erfolge vorzuweisen. Nach dem Konkurs als regierender Meister 2002 und dem Neubeginn in der Regionalliga ist Wacker heute wieder schuldenfrei. "Wir konnten bereits mit 90 Prozent der bestehenden Sponsoren die Verträge bis zur Saison 2018/2019 sichern", sagt Hörtnagl. Trotzdem gerät der Verein immer wieder in die Kritik.

Er hänge zu sehr am Fördertropf der Stadt Innsbruck und des Landes Tirol. Tatsächlich bringt die öffentliche Hand direkt oder indirekt – über Sponsorverträge mit öffentlichen Firmen – einen Großteil des Budgets auf. Umgekehrt liefert Wacker den Löwenanteil davon wieder als Steuern oder Stadionmiete ab. Wobei das Stadion zur Olympiaworld zählt, die wiederum je zur Hälfte der Stadt und dem Land gehört. Genaue Zahlen zu diesem Konstrukt gibt man in der Olympiaworld allerdings nicht preis.

Fans verlangen Erfolge

Während Wacker seine finanziellen Sorgen vorerst los ist, liegt auf sportlicher Seite vieles im Argen. Der für heuer ausgerufene Aufstieg ist mit Tabellenplatz sechs derzeit außer Reichweite. Im Cup scheiterten die Grün-Schwarzen bereits in der ersten Runde am Regionalliga-Ost-Aufsteiger Mannsdorf. Thomas Gaßler, Vereinsurgestein und Gründer der Wacker Ultras "Verrückte Köpfe", ist unzufrieden: "Wir haben als Groß- und Traditionsverein den Anschluss verloren." Sportlich hätten sich die Fans, die seit dem Neustart nach der Pleite im Verein mitreden, mehr erwartet: "Hörtnagl hat bei Rapid gezeigt, dass er Konzepte erstellen und umsetzen kann." Dass ihm das bei Wacker bisher nur bedingt gelingt, hat für Gaßler seine Ursachen in der "negativen Grundstimmung" im Vereinsumfeld.

Der Umschwung kann letztlich nur auf dem Fußballfeld gelingen. Darin sind sich Fans wie Funktionäre einig. Gerade hinsichtlich Ligareform ist der Aufstieg in der nächsten Saison ein Muss. Andernfalls droht der Traditionsklub in der Versenkung des Amateurfußballs zu verschwinden. (Steffen Arora, 30.9.2016)