Die letzte gesendete Aufnahme der Wide-Angle Camera von Rosetta geriet bereits reichlich unscharf. Sie entstand kurz vor dem Aufprall aus einer Höhe von 51 Metern.
Foto: Esa

Darmstadt – Rosetta hat es hinter sich: Pünktlich um 12.39 Uhr MESZ traf die Kometensonde nach einem kontrollierten Abstieg mit etwa 90 Zentimetern pro Sekunde auf die Oberfläche von 67P/Tschurjumow-Gerassimenko. 40 Minuten später konnte auch auf der Erde das Verstummen des Signals von Rosetta festgestellt werden.

Wie die Europäische Weltraumagentur (Esa) mitteilte, hatte Rosetta ihr letztes Manöver, mit dem sich die Sonde aus einer Höhe von 19 Kilometern auf Kollisionskurs mit dem Kometen begab, Donnerstagabend um 22.50 MESZ durchgeführt. Ziel war eine Ma'at genannte Region mit aktiven Trichtern auf dem kleineren "Kopfende" des Kometen. Über den Verlauf von Rosettas letzter Reise hielt die Esa mit einem Livestream und via Twitter auf dem Laufenden:

Den langsamen Abstiegs der Sonde nutzten die Wissenschafter im Kontrollzentrum in Darmstadt, um mit dem Kamerasystem Osiris bis zum Schluss Bilder mit unerreicht hoher Auflösung und Messdaten von der Kometenoberfläche zu sammeln.

Mit ihrem Auftreffen auf 67P/Tschurjumow-Gerassimenko endete die gut zweijährige Mission der Sonde. Rosetta war mit der Tochtersonde Philae im Gepäck 2004 gestartet und nach über zehnjähriger Reise an ihrem Zielkometen angekommen. Das Minilabor Philae landete am 12. November 2014 weich aber etwas holprig auf "Tschuri" – als erstes von Menschen geschaffenes Gerät.

"Würdevolles Ende"

"Rosetta hat ein weiteres Mal Geschichte geschrieben", sagte Esa-Generaldirektor Johann-Dietrich Wörner. "Wir feiern heute die Erfolge einer revolutionären Mission, die unsere Erwartungen und Hoffnungen bei weitem übertroffen hat und die gleichzeitig in einer Reihe mit den vergangenen Pionierleistungen der Esa in der Kometenforschung steht."

Es war ein "würdevolles Ende", sagte auch der Grazer Weltraumforscher Wolfgang Baumjohann. "Ein wenig Wehmut ist nach einer solch erfolgreichen Mission immer dabei. Mit dem Niedergehen auf dem Kometen hat man eine sehr schöne Methode gefunden, das Ganze abzuschließen", sagte der Direktor des Instituts für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).

"Die gesammelten Resultate werden unser Bild von Kometen über viele Jahre prägen und unser Verständnis zur Entstehung des Sonnensystems und zu den Ursprüngen des Lebens vertiefen", ist sich der aus Österreich stammende Projektleiter für den Lander, Stephan Ulamec vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), sicher.

Österreich mit an Bord

Auch die Bilder, die "Rosetta" bei ihrer finalen und maximalen Annäherung am Freitag noch geschossen hat, seien auf jeden Fall noch von großem wissenschaftlichen Wert, sagte Baumjohann. Schon auf den ersten Blick habe sich gezeigt, dass etwa Löcher die durch Gasausbrüche entstanden sind, gut zu sehen sind. Diese Details könnten helfen, den Mechanismus hinter solchen Eruptionen besser zu verstehen. Da man es bisher auch nicht gewagt hat, die Sonde derart nahe an "Tschuri" heranzubringen, sei es laut dem IWF-Chef auch möglich, dass sich bei der Analyse noch "die eine oder andere chemische Verbindung findet, die wir bisher nicht sehen konnten".

Das IWF war an insgesamt fünf wissenschaftlichen Instrumenten der Mission beteiligt, darunter das mit Beteiligung des Austrian Institute of Technology (AIT), von Joanneum Research, dem Unternehmen RUAG Space Austria und der Technischen Universität (TU) Wien gebaute Instrument MIDAS (Micro-Imaging Dust Analysis System). Mit dessen Hilfe konnte an Bord von Rosetta auf einige Nanometer (ein Nanometer ist der millionste Teil eines Millimeters) genau die Struktur der vom Kometen freigesetzten Staubteilchen gemessen werden. RUAG Space Austria lieferte zudem die gesamte thermische Isolation für die Sonde.

Spektakuläre Bilder beim Abstieg

Im Anschluss eine Auswahl der Aufnahmen, die Rosetta während ihrer Annäherung geschossen hat:

12.14 Uhr MESZ, der Abstand zu 67P/Tschurjumow-Gerassimenko: nur mehr 1,2 Kilometer.
Foto: esa
10.18 Uhr MESZ, der Abstand: 5,8 Kilometer.
Foto: Esa
8.53 Uhr MESZ, der Abstand: 8,9 Kilometer.
Foto: esa
Dieses Bild von der Kometenoberfläche wurde aus einer Entfernung von 11,7 Kilometer gemacht.
Foto: Esa
Etwas früher im Verlauf ihres Abstiegs schoss Rosetta diese Aufnahme aus 16 Kilometer Distanz zum Kometen.
Foto: Esa

(red, 30.9.2016)