Geisenheim – Wie der Klimawandel sich auf das Gedeihen von verschiedenen Weinsorten auswirken wird, haben deutsche Wissenschafter von der Hochschule Geisenheim näher untersucht. Die Experimente der Forscher um Yvette Wohlfahrt und Manfred Stoll zeigten, dass der atmosphärische Anstieg des Treibhausgases Kohlendioxid das Triebwachstum für Riesling und Cabernet Sauvignon bis zur Ernte beschleunigen dürfte.

Seit 2014 untersuchen die Wissenschafter Wachstum und Inhaltsstoffe der Rebsorten auf den Versuchsflächen im Weinanbaugebiet Rheingau mit 20 Prozent erhöhtem Kohlendioxid (CO2)-Gehalt, wie er für 2050 vorhergesagt wird. Bereits im zweiten Jahr der Untersuchungen, war unter erhöhten CO2-Bedingungen der Einzelstockertrag bis zu zehn Prozent höher bei Riesling und bis zu 18 Prozent bei Cabernet Sauvignon. In den CO2-begasten Rieslingtrauben wogen nicht nur die einzelnen Beeren mehr, auch die Traubenstruktur war verändert "Das Kohlendioxid "düngt" die Pflanzen – durch die gesteigerte Photosynthese gewinnen sie mehr Energie daraus", sagte Wohlfahrt. Auch gab es mehr Blattmasse bei erhöhtem CO2-Gehalt. "Die unterschiedliche Wuchsform verändert das Mikroklima innerhalb des Rebstockes und kann Vitalität und Inhaltsstoffe der Früchte beeinflussen", erklärte die Oenologin.

Geschmacklich kaum Unterschiede

Bei dem für 2050 prognostizierten CO2-Gehalt enthielten sowohl Trauben als auch Most für Riesling und Cabernet Sauvignon mehr Gesamt- und Apfelsäure im zweiten Versuchsjahr 2015. Zudem enthielten die Moste weniger Zucker. "Geschmacklich konnten wir bislang keine Unterschiede bei den 2014er Weinen feststellen", erklärte Stoll, Institutsleiter für allgemeinen und ökologischen Weinbau. "Bei der geschmacklichen Wahrnehmung interagieren unterschiedliche Eigenschaften miteinander. Der Wein muss daher nicht zwangsläufig saurer wahrgenommen werden, nur weil der Gehalt an Weinsäuren höher ist."

Langfristige Folgen einer erhöhten CO2-Konzentration für den Weinbau und die Weinqualität können die Forscher daher nur vorsichtig abschätzen. Um Wechselwirkungen bei mehrjährigen Pflanzen wie der Rebe und deren Interak-tion mit einem erhöhten Kohlendioxidgehalt auch langfristig beurteilen zu können, laufen in der Geisenheimer FACE-Anlage weitere Untersuchungen. (red, 30.9.2016)