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Hoteliers sind für 2017 vorsichtig optimistisch – Investmentexperten wagen keine Prognosen, wie es mit dem Pariser Tourismus und dem damit zusammenhängenden Hotelinvestmentmarkt weitergeht.

Foto: Reuters/Naegelen

Wien – Den Pariser Hotels geht es fast wie 2009, in der Hochphase der Wirtschaftskrise: Um 9,9 Prozent weniger Besucher sind bisher heuer gekommen, hieß es in einem Statement des Pariser Tourismuskomitees dazu vor einigen Wochen. Einen Unterschied zu 2009 gibt es aber: "Damals wussten wir, dass wir uns von der Krise erholen werden", sagt Catherine Rawanduzi, Senior Director bei CBRE Hotels in Frankreich.

Der Hauptgrund für die Flaute liegt diesmal nicht in der Wirtschaft und wohl nur peripher in langwierigen Streiks oder dem ungewöhnlich schlechten Wetter. Es sind die Terroranschläge in Paris im November des Vorjahres, aber auch jene im nahen Brüssel im März und in Nizza im Juli, die der Stadt der Liebe zusetzen.

Stagnierende Preise

Und eine schwächelnde Performance der Hotels wirkt sich rasch auch auf den Hotelinvestmentmarkt aus, der im ersten Quartal des heurigen Jahres in der französischen Hauptstadt eingebrochen ist. Rawanduzi beschreibt die derzeitige Situation als eine "Phase des Stillstands": Besonders ausländische Investoren sind zögerlicher geworden, genau wie Eigentümer von Hotels, die nicht unbedingt verkaufen müssen, und Banken bei der Finanzierung. "Das erste Mal seit fünf oder sechs Jahren steigen die Preise nicht mehr", sagt Rawanduzi.

Die Nachfrage sei aber noch immer groß. Denn Investoren, die an langfristigen Anlagemöglichkeiten interessiert sind, würden sich von der derzeitigen Stimmung nicht beirren lassen. Französische Player, die beispielsweise aufgrund von Steuervorteilen in ihrer Heimat investieren wollen, seien nach wie vor da, genau wie asiatische Investoren.

Schnäppchenjäger unterwegs

US-Fonds seien jedoch nicht mehr so aktiv. Und Investoren aus dem Nahen Osten würden zumindest keine so großen Summen wie früher veranlagen. Die, die an kurzfristigen Anlagemöglichkeiten interessiert waren, seien mittlerweile überhaupt nicht mehr da. Manche wiederum würden auf Schnäppchen hoffen, die es aber laut Rawanduzi – zumindest noch – nicht gibt: "Wir haben keine notleidenden Assets."

Von den Problemen auf dem Pariser Hotelmarkt kann auch die österreichische Warimpex ein Lied singen. Dem Immobilienentwickler gehören in der Nähe des Disneyland Paris zwei Hotels – das Dream Castle sowie das Magic Circus – jeweils zur Hälfte. Konkrete Zahlen zu Nächtigungsraten und Umsatzeinbußen will man zwar nicht nennen. Im ersten Halbjahr 2016 gingen die Umsatzerlöse in sämtlichen Warimpex-Hotels aber um sechs Prozent zurück – unter anderem, weil die beiden Hotels in Paris schwächer performten, hieß es vor einigen Wochen in einer Presseaussendung dazu.

Französische Investoren im Vormarsch

Dem französischen Investmentmarkt an sich geht es aber gut, wie Experten betonen: "Wir haben keinen signifikanten Einfluss des Terrors auf den Immobilienmarkt bemerkt", sagt Christelle Bastard, zuständig für den Bereich Investmentmärkte in der Forschungsabteilung von CBRE France.

Das erste Quartal des heurigen Jahres sei zwar "relativ ruhig" gewesen, erzählt sie. Im zweiten Quartal habe der Investmentmarkt aber Fahrt aufgenommen und sei über dem europäischen Durchschnitt gelegen.

"Und für die zweite Jahreshälfte wird noch sehr viel Aktivität erwartet" , sagt sie. Ganz allgemein werde der französische Markt immer stärker von französischen Investoren dominiert. "Aber das kann man nicht als mangelndes Interesse vonseiten ausländischer Investoren interpretieren", sagt Bastard. Vielmehr fehle es aufgrund der großen Nachfrage an passendem Angebot.

Unsichere Zukunft

Die Stimmung im Hotelbereich ist indes weitaus weniger euphorisch: "Nun ist der Boden aus unserer Sicht aber wieder gefunden", sagt Christoph Salzer, Regional Director der Warimpex. Kommenden April feiert das Disneyland Paris seinen 25. Geburtstag, zahlreiche derzeit aufgrund von Renovierung geschlossene Attraktionen würden dann wieder als Besuchermagneten dienen: "Da sind wir, was unsere Hotels betrifft, sehr optimistisch", so Salzer.

Rawanduzi wagt derzeit aber keine Prognosen dazu, wie es weitergeht. Eine Studie habe jedoch vor Jahren gezeigt, dass Urlauber ein relativ kurzes Gedächtnis bei Terroranschlägen haben und sehr schnell wieder in die betroffenen Städte zurückkehren: "Wenn also jetzt nichts mehr passiert, dann könnte sich die Situation langsam wieder normalisieren." (Franziska Zoidl, 3.10.2016)