Bild nicht mehr verfügbar.

Aktuell wird in Shoppingcentern bereits Videoüberwachung eingesetzt. Die Technik wird in Zukunft noch weitere Sicherheitsmaßnahmen ermöglichen.

Foto: Reuters

Reinhard Winiwarter hält Shoppingcenter für sehr sicher.

Foto: SMA

Die Ansprüche an die Sicherheit in Einkaufszentren steigen, sagt Handelsimmobilienexperte Reinhard Winiwarter. Er hat erstmals in Österreich zu diesem Thema ein Seminar für Center-Betreiber organisiert.

STANDARD: Wie kann man als Betreiber eines Shoppingcenters das Risiko für einen Terroranschlag oder Ähnliches minimieren?

Winiwarter: Bis dato wird dazu schon viel unternommen, etwa Videoüberwachung und Security-Dienste. Tendenziell steigt aber das Gefahrenpotenzial. In Zukunft sind Techniken und Vorgehensweisen gefragt, die heute noch nicht eingesetzt werden.

STANDARD: Welche konkreten Maßnahmen sind das?

Winiwarter: Viele Dinge sind planbar, etwa durch Risikomanagement, Sicherheitsplanung, Zugangskontrollen, Fahndungs- und Evakuierungsplanung. Dafür gibt es Spezialisten, die Shoppingcenter durchchecken und maßgeschneiderte Sicherheitskonzepte aufsetzen. Grundsätzlich muss es, meiner Meinung nach, eine Organisationsstruktur sein, die für den Kunden unsichtbar und unspürbar ist, die es aber trotzdem erlaubt, die Vorgänge im Einkaufszentrum zu überwachen. Zum Beispiel: Wer geht hinein? Videoaufzeichnungen sind ein ganz wichtiger Punkt, aber auch die Präsenz von Sicherheitskräften in der Mall. Auch Garagen sind in Zukunft ein Thema, es gibt schon Doppelschrankensysteme, bei denen das Auto technisch auf Sprengstoffe, Flüssigkeiten etc. überprüft wird.

STANDARD: Sind Sicherheitsschleusen, wie es sie in der Türkei gibt, auch eine Option für Österreich?

Winiwarter: In der Türkei ist das seit Jahrzehnten in Einkaufszentren üblich. Wie am Flughafen werden Taschen und Personen kontrolliert. Bei uns gibt es das bisher nicht. Das würde für die Kunden eine sehr große Umstellung bedeuten. Sicherheitsschleusen kosten außerdem viel Geld. Ich glaube nicht, dass es das bei uns geben wird – eher gesamtheitliche Sicherheitskonzepte.

STANDARD: Wie gehen Center-Betreiber aktuell mit dem Thema Sicherheit um?

Winiwarter: Professionelle Betreiber machen sich schon seit Jahren Gedanken zum Thema Sicherheit. Es gibt Be- und Überwachungen, Videoanalysen – die Sicherheitsstandards sind sehr hoch. Wir glauben aber, dass das Thema in Zukunft noch wichtiger wird, Betreiber müssen noch mehr Energie aufwenden, noch mehr Maßnahmen umsetzen. Mir ist ganz wichtig zu sagen: Ein Shoppingcenter ist kein gefährlicher Ort.

STANDARD: Es gibt also konkrete Notfallpläne für den Ernstfall?

Winiwarter: Das ist natürlich ein Thema, das die Betreiber nicht an die große Glocke hängen, aber es gibt sehr wohl detaillierte Pläne dafür, wie damit umzugehen ist.

STANDARD: Auch Mieter und Mitarbeiter werden miteinbezogen?

Winiwarter: Das halte ich für sehr wichtig. Der Fall in München hat gezeigt, dass es sehr wichtig ist, Mitarbeiter zu briefen. Der schlimmste Fall ist, dass alle wirr durch die Gegend laufen. Um das Risiko so weit wie möglich zu minimieren, müssen die Angestellten der einzelnen Läden in das Sicherheitskonzept miteinbezogen werden.

STANDARD: Wie holt man sich als Betreiber nach einem Vorfall das gute Image zurück?

Winiwarter: Das ist eine sehr schwere Aufgabe. Im Fall von München wäre auch falsch zu sagen, in dem Einkaufszentrum sei geschlampt worden – ganz im Gegenteil. Danach kann man in derselben Professionalität weitermachen, daraus lernen und noch einen Schritt besser werden. Aber es ist schwierig zu erreichen, dass der Kunde sich trotz allem beim nächsten Besuch wohlfühlt.

STANDARD: Können Großveranstaltungen in Einkaufszentren noch stattfinden, oder raten Sie den Betreibern von Einkaufszentren prinzipiell davon ab?

Winiwarter: Ganz im Gegenteil. Shoppingcenter sind ein sehr sicherer Ort. Dass sich Menschen treffen, gemeinsam Veranstaltungen und Lokale besuchen, einkaufen und sich amüsieren, ist ein wesentlicher Erfolgs- und Lebensfaktor eines Shoppingcenters. (Bernadette Redl, 1.10.2016)