Wien – Anfang des Jahres wurden auf Raiffeisenseite erste Schritte gesetzt, um die nach mehreren Sanierungsrunden kräftig abgeschlankte IT-Sparte neu auszurichten. Das Geschäft mit externen Kunden hat man in eine eigene Tochtergesellschaft transferiert, für die in der Folge Käufer gesucht wurden. Eine Vorentscheidung könnte bereits gefallen sein – zugunsten von Erhard Grossnigg.

Nach Informationen des Fachmagazins Telekom & IT Report bekommt der als Sanierer und Investor bekannte ehemalige Banker den Zuschlag. Weitere namhafte Bieter, darunter Kapsch, gingen leer aus.

"Wir sind in der finalen Phase, die Gespräche laufen noch", hieß es bei Raiffeisen auf STANDARD-Anfrage. "Am Freitag wird es ein Ergebnis geben."

Zehn Prozent Umsatz

Das Drittkundengeschäft machte zuletzt etwa zehn Prozent vom Umsatz der Raiffeisen Informatik aus. Neben der Autobahnbetreibergesellschaft Asfinag zählen noch zahlreiche andere prominente Konzerne zu den Kunden von Raiffeisen-IT, darunter ÖBB, Post und Strabag.

Die Informatiktochter von Raiffeisen will den Fokus künftig ausschließlich auf die Betreuung der Raiffeisenbanken, Sonderinstitute wie Bausparkasse oder Leasing sowie die Uniqa legen. An der Versicherung bleibt die Raiffeisen Zentralbank nach dem Verkauf von 17,64 Prozent an die Uniqa Privatstiftung noch mit 8,64 Prozent beteiligt.

Zu Beginn des neuen Jahrtausends hat man bei Raiffeisen-IT stark auf Expansion gesetzt, Einer der größten Coups gelang 2002, als man den Zuschlag für den IT-Betrieb der Lkw-Maut bekam. Nun ist allenthalben zu hören, dass man sich vom Expansionskurs in Summe mehr erwartet hätte. 2015 erwirtschaftete der Raiffeisen Informatik Konzern mit mehr als 3000 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 2,2 Milliarden Euro. Im Inland beschäftigt Raiffeisen-IT etwas über 800 Mitarbeiter. Der Konzern verfügte zuletzt über rund 80 Standorte in mehr als 30 Ländern weltweit.

Etwa 100 Mitarbeiter

Bei der zum Verkauf stehenden Tochter dürften etwa 100 Mitarbeiter beschäftigt sein. Sie sollen vom neuen Eigentümer mit übernommen werden.

Der als Favorit für den Kauf gehandelte Grossnigg hat und hatte bei einer Vielzahl von Unternehmen die Hände im Spiel. Dazu zählen u.a. Adeg, Alpine, Augarten Porzellan, Dachstein Schuhfabrik, Delka, Economos, Europapier, Forstinger, Frantschach, Funder, Huber Tricot, Kneissl, Leiner/Kika, Leykam, Neudörfler, Praktiker, Semper Constantia Privatbank, Wienerwald oder Zellstoffwerk Pöls. (stro, 4.10.2016)