Oliver Stauber konnte in Wien politisch nicht Fuß fassen und gründete schließlich eine eigene Sektion, jene ohne Namen.

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Niko Kern fand in der SPÖ keinen Anknüpfungspunkt in den Strukturen, ehe er in der Sektion ohne Namen eine neue Berufung fand.

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Wien – Niko Kern wollte sich in der SPÖ schon länger engagieren, fand aber keinen Anknüpfungspunkt in den Parteistrukturen. Bei der Sozialistischen Jugend hatte er es früher einmal probiert, aber das war nicht seins. Geärgert hat ihn, dass man in der Partei nicht gehört wird, dass die SPÖ nicht auf die Interessen der Bürger eingeht. Also hat er es bleiben lassen. Seit kurzem ist der 28-Jährige aber Parteimitglied und mit vollem Eifer bei der Sache. Jetzt wehe wieder ein frischer Wind durch die SPÖ, sagt Kern. Das mag auch mit seinem Vater zu tun haben, der seit Mai Bundeskanzler und seit Juni SPÖ-Vorsitzender ist.

Freunde vom Fußballplatz

Das sozialdemokratische Engagement von Niko Kern ist aber nur bedingt auf den Einfluss seines Vaters zurückzuführen, es war viel mehr Oliver Stauber, der dem jungen Kern eine politische Heimat bot. Stauber und Kern kennen einander vom Fußballplatz, vom Austria-Stadion, dem alten, wie Kern betont. Stauber hat mit ein paar anderen mehr oder weniger resignierten SPÖ-Anhängern die Initiative ergriffen und eine eigene Sektion gegründet: die Sektion ohne Namen. Dort ist Niko Kern jetzt Kinderfreunde-Sprecher, Website-Administrator und für die Onlinestrategie zuständig. Zu den Treffen alle zwei Wochen kommt er regelmäßig – und ist angetan: Junge, engagierte und dynamische Leute wollen die Welt und die SPÖ verbessern.

Die Sektion ohne Namen gibt es seit März dieses Jahres, ins Leben gerufen wurde sie von Stauber, einem in Wien tätigen Rechtsanwalt aus Kärnten, der sich wie Kern politisch engagieren wollte, in der SPÖ aber wenig Raum zur Verwirklichung fand: "Die Sektionen der SPÖ sind vorwiegend mit älteren Leuten besetzt, da gibt es kein gutes Vereinsleben, da kann man sich nicht gut einbringen."

Kein Name als Markenzeichen

Der 37-Jährige war als stellvertretender Bundesvorsitzender in der Jungen Generation der SPÖ schon länger politisch tätig, konnte in den Parteistrukturen in Wien aber nicht Fuß fassen. Also gründete er im ersten Bezirk eine neue Sektion. Einen Namen dafür gab es vorläufig nicht, das sollte auch so bleiben. Ein Brainstorming brachte kein überzeugendes Ergebnis, schließlich wurde die "Sektion ohne Namen" ein Markenzeichen. Mittlerweile haben mehr als hundert Personen hier angedockt, die meisten zwischen 20 und 40 Jahre alt, viele sind SPÖ-Mitglieder, das sei aber nicht Voraussetzung. Auffallend viele Leute aus der Wirtschaft tummeln sich hier, auch das ist untypisch für eine SPÖ-Sektion. "Wir haben ein breites Spektrum", sagt Stauber, "wir wollen die Türen der Partei öffnen".

Die Sitzungen finden quer durch Wien statt, unter Kern, dem alten, fühlt auch Stauber wieder Aufwind. "Wir wollen Vordenker sein und uns verstärkt wieder mit Inhalten auseinandersetzen." Kern, der junge, sagt: "Wir sind in unseren Ansätzen pragmatischer als viele andere in der SPÖ. Wir wollen nicht nur reden, wir wollen auch etwas tun." (Michael Völker, 5.10.2016)