Diane James gab nach 18 Tagen ihren Rücktritt als Ukip-Chefin bekannt.

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Nach gerade einmal 18 Tagen hat Diane James am Dienstagabend ihren Rücktritt als Vorsitzende der britischen rechtspopulistischen Ukip-Partei verkündet. Die 56-Jährige war die erste Frau an der Spitze der europafeindlichen Partei. Sie beerbte Nigel Farage, nachdem dieser nach dem historischen Votum der Briten für einen Austritt aus der EU im Juli seinen Rückzug angekündigt hatte.

Auf Twitter bedankte sich James bei bei ihren Unterstützern.

Ihr sei klar geworden, dass sie weder die "nötige Autorität" noch die "vollständige Unterstützung" ihrer Kollegen im Europarlament und in der Partei habe, um Veränderungen in die Wege zu leiten, erklärte James. Laut einem Bericht der Londoner "Times" traf es sie tief, dass sie in der vergangenen Woche bei einer Zugfahrt angespuckt worden war. Es gab auch Medienberichte, sie wolle sich stärker um ihren kranken Mann kümmern.

James war am 16. September von den Parteimitgliedern zur Nachfolgerin von Nigel Farage – und damit als erste Frau an die Spitze der EU-feindlichen Partei – gewählt worden. Zu Beginn des Berufsweges arbeitete sie in der Pharmaindustrie, später wechselte sie ins Gesundheitswesen und gründete ein Beratungsunternehmen zur Vermarktung von Gesundheitsprodukten.

Farage formal noch Ukip-Chef

Da James' Schritt an die Parteispitze juristisch noch nicht besiegelt war, bleibt Farage formal in der Verantwortung. Er bekräftigte aber am Mittwoch im Gespräch mit dem Sender Sky News seine Ansicht, dass er seine "Mission erfüllt" habe. "Es ist Zeit, dass jemand anderes die Arbeit erledigt", sagte Farage.

Übergangsweise werde er aber die Führung der Partei übernehmen, wie er der BBC am Mittwoch sagte. "Ich habe heute Morgen mit der Wahlkommission gesprochen, und ich bin technisch gesehen immer noch Chef der Partei", sagte Farage. Widerspruch kam vom Ukip-Vorsitzenden in Wales, Neil Hamilton, der ebenfalls als vorläufiger Parteichef gehandelt wurde. Hamilton sagte der BBC, er zweifle daran, dass die Parteiführung automatisch wieder an Farage zurückfalle. Es sei Aufgabe des Vorstands, einen Interimschef zu berufen, sagte Hamilton.

Bei der parteiinternen Wahl im September trat offen zutage, dass es bei Ukip einen Führungsstreit gibt. Der eigentliche Favorit, Steven Woolfe, wurde damals von der Wahl ausgeschlossen, weil seine Kandidatur 17 Minuten nach Bewerbungsschluss eingegangen war. Woolfe, der ebenso wie James für Ukip im Europaparlament sitzt, war der Favorit des Partei-Finanziers Arron Banks.

Der Brexit-Vorkämpfer Farage hatte im Juli kurz nach dem historischen Ja der Briten zum Austritt aus der Europäischen Union seinen Rücktritt erklärt. Er begründete dies damit, dass er sein politisches Ziel durch das Brexit-Votum erreicht habe. Farage, der Ukip 1993 mitgegründet hatte, hatte sich energisch für einen EU-Austritt Großbritanniens eingesetzt.

Ukip im Aufwind

James will ihr Mandat im Europaparlament weiter ausüben. Ukip stieg in den vergangenen Jahren stimmenmäßig zur drittstärksten politischen Kraft Großbritanniens auf: Bei der Parlamentswahl im Mai 2015 erhielt sie 3,8 Millionen Stimmen und damit einen Anteil von 12,6 Prozent.

Wegen des Mehrheitswahlsystems konnte Ukip damit aber nur einen Sitz im britischen Unterhaus erringen. Bei der Europawahl 2014 entfielen auf die Partei sogar mehr Stimmen als auf Labour und die in Großbritannien regierenden Konservativen. (APA, red, 4.10.2016)