Der Event von Google am Dienstagabend (MEZ) war mehr, als nur die Vorstellung von Hardware. Hinter dem Sammelsurium an neuen Geräten steckt eine in mehrerlei Hinsicht geänderte Strategie, die den (gar nicht so verblüffenden) Schritt zum Hardwarehersteller notwendig macht.
Ein Teil des Plans ist ein großer Vorstoß in den Bereich Smart Home. Dabei setzt man im Kern auf die Fortschritte der eigenen Maschinenlern-Technologie. Und auf zwei Geräte, die die technische Basis in den eigenen vier Wänden der Nutzer bilden soll: Der Lautsprecher "Home", und der Router "Wifi".
Höriger Diener
Home ist für Google im Grunde, was Echo für Amazon ist. Er erfüllt per Zuruf Kommandos und soll dabei auch komplexere Anweisungen verstehen. Egal ob das Anlegen eines Kalendereintrags, Ansagen wichtiger Informationen am Morgen, Wechsel der Playlist oder Versand von Nachrichten: Grundlegende Aktivitäten sollen dank Anbindung an den "Google Assistant" künftig ganz ohne Bildschirm ausgeführt werden können.
Dazu soll das Gerät ohne komplizierter Einrichtung nicht nur Googles eigenen Chromecast-Streaminggeräten, sondern auch smarte Einrichtung anderer Hersteller steuern können und abseits von Play Music oder Youtube auch mit Dritthersteller-Apps kooperieren. Verteilt man, so wie in Googles Idealvorstellung, mehrere der Lautsprecher in der Wohnung, soll dank automatischer Absprache nur das nähestgelegene Gerät reagieren.
Ausstattung
Äußerlich setzt Google auf ein recht schlichtes, an eine Tischlampe erinnerndes Design, das sich durch den Austausch der Basisplatte in zwei Material- und insgesamt sieben Farbvarianten individualisieren lässt. Über die genaue Hardware im Inneren des Gehäuses existieren bislang keine genauen Angaben.
Versprochen werden allerdings empfindliche und auf Wunsch abschaltbare Mikrofone, die dank guter Geräuschunterdrückung auch bei normalem Hintergrundlärm Kommandos verstehen. Die integrierten Lautsprecher sollen klare Höhen und satte Bässe liefern. LEDs am abgeschrägten Kopfende geben Auskunft über den Aktivitätsstatus von Home, dazu dient diese Fläche auch als Touchpanel für manuelle Bedienung.
Home wird nicht der einzige Lautsprecher bleiben, der sich Googles Sprachassistent bedient. Ein entsprechendes Entwicklerkit hat der Konzern bereits freigegeben, alternative Hardware von anderen Anbietern folgt wohl in den kommenden Monaten.
Router-Flotte
Damit die eigene Smart Home-Ausstattung ordentlich zusammenarbeitet und auch das eigene Surfvergnügen in allen Bereichen des Eigenheims nicht zu kurz kommt, bietet Google mit Wifi auch einen eigenen Drahtlos-Router an, der die Nachfolge des 2015 vorgestellten "Onhub" antritt.
Wie auch andere Hersteller verabschiedet man sich vom Konzept des einzelnen Zugriffspunkt, der die Gesamtversorgung stemmt und setzt stattdessen auf mehrere Einheiten, die dynamisch kooperieren sollen.
Intelligentes ac-WLAN
Mehrere "Wifis" sollen ohne weiteres Zutun ein Mesh-Netzwerk bilden, in dem notwendige Bandbreitenressourcen automatisch dort zur Verfügung gestellt werden, wo man sie gerade benötigt. So arbeitet der Router im Schlafzimmer beispielsweise im Minimalbetrieb, bis man sich Abends ins Bett legt, um am Tablet noch eine Folge der eigenen Lieblingsserie zu streamen. Dann soll der Routerverbund erkennen, dass an jenem Zugriffspunkt erhöhter Bedarf besteht und dort die Funkstärke und Priorisierung entsprechend anpassen.
Das Gerät kommt technisch auf aktuellstem Stand. Es arbeitet mit AC1200-Wifi und unterstützt das 2,4- und 5 GHz-Spektrum. Dazu soll dank Beamforming eine sehr gezielte Abdeckung von drahtlosen Geräten ermöglicht werden. Zugriff auf das Interface erhält man via Bluetooth oder WLAN per App und Browser.
Verfügbarkeit und Preis
Google Home ist bereits vorbestellbar, vorläufig aber nur für US-Kunden, denen man dazu auch sechs Monate Gratiszugang zum (ebenfalls nur in den USA verfügbaren) Youtube-Premiumangebot "Red" schenkt. Der Preis liegt bei 129 Dollar.
Ähnliches gilt für Google Wifi. Auch hier werden vorerst nur die Vereinigten Staaten bedient. Ein einzelner Router schlägt mit 129 Dollar zu Buche, das Dreierpack gibt es mit knapp 90 Dollar Nachlass um 299 Dollar. Mit dem Europastart beider Geräte ist laut mehreren Quellen im kommenden Jahr zu rechnen. (gpi, 05.10.2016)