Werde die E-Medikation ohne Beteiligung der Ärzte umgesetzt, sei der Mehraufwand für die Apotheken beträchtlich und müsste abgegolten werden, sagt Apothekerkammerchef Max Wellan.

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Wien – Nach dem Ausstieg der Ärzte aus dem Pilotversuch in der Steiermark wittern die Apotheker nun Morgenluft bei der E-Medikation. Unter bestimmten Rahmenbedingungen könne man diese auch alleine durchführen, ließ Apothekerkammer-Präsident Max Wellan am Mittwoch per Aussendung wissen. Ähnliches hatte zuvor Patientenanwalt Gerald Bachinger in den Raum gestellt.

Eine Umsetzung der E-Medikation in der Apotheke ohne technische Einbindung der Ärzte erfordere neue Rahmenbedingungen, betonte Wellan. So sei der Mehraufwand für die Apotheken beträchtlich und müsste abgegolten werden.

Die Patienten gelte es zur Mitnahme der E-Card in die Apotheken zu animieren, weil diese der Schlüssel zur E-Medikation sei. Außerdem brauche es die Unterstützung der Krankenkassen beim Projekt Medikationsmanagement, einem umfassenden Beratungsangebot für Patienten mit Polymedikation, so der Apothekerkammerchef.

Kritik der Ärzte

Die Idee einer Umsetzung ohne Ärzte hatte Dienstagabend Patientenanwalt Bachinger angeregt. In der "Zeit im Bild" des ORF meinte er, dass das ursprüngliche Modell auch ohne Ärzte bzw. deren Kammer ausgekommen sei. "Nur dann müssen sich die Hausärzte eigentlich bei ihrer Standesvertretung herzlich bedanken, weil das wird zu einer weiteren Abwertung der Hausärzte führen", meinte er.

Die Ärzte waren vergangene Woche aus dem Pilotversuch im steirischen Bezirk Deutschlandsberg ausgestiegen. Das Projekt sei unausgereift, es gebe technische Probleme, und auch Finanzierungsfragen seien noch offen, hieß es seitens der Ärztekammer. Man habe kein Vertrauen mehr in den Hauptverband der Sozialversicherungsträger. Dieser konterte, der Grund für die Blockade liege "einzig und allein in der Frage der Finanzierung". Das Gesundheitsministerium rief zur Besonnenheit auf und stellte sich auf die Seite der Ärzte.

Bei der E-Medikation geht es um eine Datenbank, in der für jeden Patienten die vom Arzt verordneten bzw. von Apotheken abgegebenen Medikamente gespeichert werden. Sie ist Teil der elektronischen Gesundheitsakte ELGA, über die Patienten Einblick in ihre Befunde und ihre Medikamentenliste bekommen. Ziel ist es, unbeabsichtigte Wechselwirkungen und Mehrfachverschreibungen zu verhindern. (APA, 5.10.2016)