Kairo – Das ägyptische Parlament hat die Befragung eines Abgeordneten angeordnet, der Jungfräulichkeitstests bei angehenden Studentinnen gefordert hatte. Nach einem Protestschreiben von mehr als 100 MenschenrechtlerInnen und Personen des öffentlichen Lebens, überantwortete der Parlamentspräsident den Abgeordneten Elhami Agina dem Ethikausschuss, berichtete die staatliche Zeitung "Al-Ahram" (Mittwoch).

Nach dem Willen des Politikers sollen Bewerberinnen für Universitäten ein Dokument vorlegen, das sie als "Jungfrau" ausweise. Der Fall hatte in Ägypten eine Debatte über Frauenrechte und den in der Gesellschaft weitverbreiteten Sexismus ausgelöst. Vor- und außerehelicher Sex wird in dem konservativen Land gesellschaftlich missbilligt. Während entsprechendes Verhalten bei Männern noch eher als Kavaliersdelikt gesehen wird, sind Frauen einem hohen Druck ausgesetzt, ihre "Reinheit" bis zur Ehe zu bewahren.

Für Aginas Forderung gab es neben einem Aufschrei in Sozialen Medien aber auch Unterstützung. So sagte ein weiterer Parlamentarier Medienberichten zufolge, Jungfräulichkeitstests würden dazu führen, dass junge Frauen "jegliche Verfehlungen vermeiden" würden. Agina hatte beteuert, der Vorschlag ziele darauf, die Zahl der – in Ägypten möglichen – informellen Ehen bei Studenten zu verringern. (APA, 5.10.2016)