Schulhefte in Russland trugen schon vor fünfzehn Jahren das bunte, erhabene, sympathische Konterfei des Staatspräsidenten. Vielleicht lernt es sich leichter, wenn man weiß, für wen. Der Stil der (russischen) Propaganda hat sich weiterentwickelt, wie Frontal 21 am Dienstagabend im ZDF veranschaulichte. Das Internet ist dabei das Alpha und Omega.
Ein elf Gigabyte großer Datensatz wurde geleakt und von einem Redakteursteam ausgeforscht. Er enthält E-Mails russischer Accounts mit aufschlussreichen Informationen über politische Strategien in der Ost-West-Politik. Wenige Male scheinen darin Klarnamen auf, wodurch sich das Rudiment eines Netzwerkes knüpfen lässt, das den Kreml mit den Medien und schließlich auch mit Bloggern verbindet.
Sogenannte Trolle, Frontal 21 bezeichnet sie martialisch als "Informationskrieger", verbreiten getarnt als "unabhängige Blogger" gezielt Falschmeldungen im Netz (z. B. "Kinder verhungern in Kiew"), um damit (antiwestliche) Politik zu betreiben. Wichtige Schaltstelle soll dabei das Zentrum für politische Konjunktur in Moskau sein. Wenig zimperliche Medien zitieren diese "Meldungen" und erheben sie damit in den Nachrichtenstatus.
Das Kamerateam bekam – Respekt – einen Extroll vor die Kamera, der zugab, als "Informationskrieger" den doppelten Lohn eines Redakteursgehalts verdient zu haben. Gut für ihn, schlecht für die Medienkonsumenten, die jedem Blödsinn ausgeliefert sind. It's the Faktencheck, stupid!
Den beherrscht Frontal 21. Das renommierte Magazin lässt sich in diesen Belangen nicht lumpen. Eine Sendung kostet nach ZDF-Angaben deshalb auch 110.000 Euro. (Margarete Affenzeller, 5.10.2016)