Beziehungen haben schon hoffnungsvoller begonnen. "Ich streite mich mit dem Botschafter, dem schwulen Botschafter, diesem Hurensohn. Er geht mir auf die Eier", ließ der philippinische Präsident Rodrigo Duterte wenige Wochen nach seinem Amtsantritt über sein Verhältnis mit dem US-Vertreter in Manila wissen. Nach Kritik an Dutertes Drogenkrieg folgte ein an Präsident Barack Obama gerichtetes "Hurensohn!", das Duterte am Dienstag um ein "Fahr zur Hölle!" verstärkte. Die USA hatten sich zuvor angesichts menschenrechtlicher Bedenken geweigert, bestimmte Waffen zu liefern.

Duterte drohte daraufhin mit genau jenem Szenario, das Washington fürchtet: Man könnte sich künftig ja in Russland oder China mit Waffen eindecken, die beide, wie er es ausdrückte, "sehr gerne bereit sind, uns zu verkaufen, was wir wollen". Schon zuvor hatte er angekündigt, die bisher jährlich stattfindenden gemeinsamen Manöver mit der US-Armee, die erst vor wenigen Tagen wieder begonnen haben, einer genauen Prüfung zu unterziehen. Es könne gut sein, dass sie im Jahr 2017 "zum letzten Mal stattfinden". Zudem sollten sich die US-Spezialkräfte aus dem Süden der Philippinen zurückziehen, wo sie bisher beim Kampf gegen islamistische Separatisten helfen.

Vielleicht sei es überhaupt Zeit, die Beziehungen bald einmal abzubrechen, legte er wenig später nach. Bei einer Rede in einer Synagoge in Manila musste er am selben Tag die Wogen glätten und sich bei der jüdischen Gemeinde für einen weiteren Ausritt entschuldigen: Deutschland habe Hitler gehabt, die Philippinen hätten nun ihn, hatte er gesagt – und angekündigt, gerne in nächster Zeit "drei Millionen Drogensüchtige abschlachten" zu wollen.

Geschickte Drohgebärden

Dass die USA trotz solcher Äußerungen vorerst mit den Philippinen kooperieren, zeigt die strategische Bedeutung, die Washington der einstigen Kolonie immer noch beimisst – und die Duterte nun geschickt für sich nutzt, indem er die USA gegen China und Russland auszuspielen versucht. Am 20. Oktober reist Duterte persönlich nach Peking, er hofft auch darauf, das Füllhorn chinesischer Finanzhilfe anzuzapfen.

Diese Charmeoffensive ist auf den Philippinen, wo sich der Präsident hoher Zustimmungswerte erfreut, nicht unumstritten. Denn die militärische Zusammenarbeit mit den USA hatte bisher auch als Versicherung gegen Ambitionen Chinas im Meeresstreit gegolten. So hatte Washington das von Manila angestrengte Verfahren vor dem Ständigen Schiedshof in Den Haag gegen Pekings angeblich historische Rechte auf große Meeresgebiete gestützt, das China im Sommer verloren hatte. Kritik versucht die Regierung mit Populismus zu begegnen: Die Filipinos könnten nicht "für immer die kleinen braunen Brüder der USA" bleiben, sagte Außenminister Perfecto Yasay Mitte September. (Manuel Escher, 6.10.2016)