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Zerbombte Straßen in Aleppo.

Foto: REUTERS/Abdalrhman Ismail

Aleppo/Damaskus – Die syrische Armee reduziert nach eigenen Angaben die Zahl ihrer Luftangriffe auf die umkämpfte Stadt Aleppo. Die Angriffe aus der Luft und durch die Artillerie würden abgeschwächt, teilte das Militär am Mittwoch mit. Die Regierungstruppen waren zuvor in ein Rebellenviertel im Norden der Stadt vorgedrungen.

Die genauen Hintergründe der überraschenden Ankündigung blieben unklar. Die Armeeführung verwies auf die "Erfolge unserer Streitkräfte in Aleppo". Alle Versorgungsrouten in die Rebellenviertel im Osten der Stadt seien gekappt worden. Unklar blieb zunächst auch, ob Syriens Verbündeter Russland seine Luftangriffe ebenfalls reduziert.

Regierungstruppen im Stadtzentrum

Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte rückten die Regierungstruppen am Mittwoch vom Stadtzentrum in das nördliche Viertel Bustan al-Basha vor, das seit 2013 von Rebellen kontrolliert wird. "Es gibt schwere Gefechte, aber keine Luftangriffe, diese konzentrieren sich auf den südlichen Rand von Aleppo", sagte der Leiter der oppositionsnahen Organisation, Rami Abdel Rahmane. Die Angaben der in Großbritannien ansässigen Beobachtungsstelle sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.

Armee ruft Bevölkerung zu Verlassen Ost-Aleppos auf

Die Armee rief Rebellen und Einwohner von Ost-Aleppo zum Verlassen der Stadt auf. Alle, die bleiben, würden sich ihrem "unausweichlichen Schicksal" ergeben, hieß es in einer Mitteilung. Die Versorgungswege der Rebellen im Norden der Stadt seien abgeschnitten worden. Zudem habe das Militär Kenntnis über sämtliche Rebellenstellungen und Waffenlager in der Stadt.

25 Tote bei Anschlag an türkisch-syrischer Grenze

Unterdessen wurden bei einem Bombenanschlag an der türkisch-syrischen Grenze laut der Beobachtungsstelle mindestens 25 Rebellen getötet. Es handle es sich um Aufständische, die von der Türkei im Kampf gegen die Islamistenmiliz "Islamischer Staat" unterstützt würden. Dutzende Rebellenkämpfer seien verletzt worden. Der Anschlag ereignete sich demnach in der Nähe des Grenzübergangs Atmeh. Zunächst bekannte sich niemand dazu.

Russland und USA reden wieder

Die USA hatten am Montag ihre Gespräche mit Russland über eine Feuerpause in Syrien für beendet erklärt. Das US-Außenministerium warf den russischen Verbänden und syrischen Regierungstruppen vor, zuletzt verstärkt auch zivile Ziele angegriffen zu haben, darunter auch das größte Krankenhaus in Aleppo.

Trotz des Abbruchs der Gespräche rief US-Außenminister John Kerry am Mittwoch seinen russischen Kollegen Sergej Lawrow an. Das Telefonat bedeute jedoch kein schnelles Einlenken der US-Regierung, die bilateralen Gespräche blieben ausgesetzt, betonte Kerrys Sprecher Mark Toner. Seinen Angaben zufolge führte Kerry auch Gespräche mit seinen Kollegen in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, der Türkei und in Katar sowie mit Vertretern der EU.

Französischer Außenminister in Moskau

Auch Frankreich bemüht sich weiter um eine diplomatische Lösung. Außenminister Jean-Marc Ayrault reist am Donnerstag nach Moskau und am Freitag nach Washington, um für Unterstützung für den französischen Resolutionsentwurf im UN-Sicherheitsrat zu werben. Die Lage in Aleppo sei "schockierend und beschämend", sagte Ayrault. "Wir müssen dieses Massaker stoppen."

Der Resolutionsentwurf sieht vor, dass die von den USA und Russland Anfang September ausgehandelte Feuerpause wiederaufgenommen wird, damit die eingeschlossene Bevölkerung mit humanitärer Hilfe versorgt werden kann. Außerdem sollen alle syrischen und russischen Kampfflugzeuge am Boden bleiben.

US-Präsident Barack Obama erwägt unterdessen neue Sanktionen gegen syrische Armeeangehörige. Nach Angaben aus Regierungskreisen sollen diese auf Soldaten abzielen, die am Einsatz von Chemiewaffen beteiligt waren. Demnach will Washington nach der Vorlage eines weiteren Berichts durch die zuständige UN-Untersuchungskommission Strafmaßnahmen gegen die Verantwortlichen anstreben. (APA, 6.10.2016)