Gegenseitiges Vertrauen wirkt sich für Kinder vielfältig positiv aus.

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Wie macht man Kinder fit fürs Leben? In welcher Weise können Eltern und andere Bezugspersonen das körperliche, psychische und geistige Wohlbefinden eines Kindes nachhaltig unterstützen? Vom Kleinkindalter bis zur Schwelle des Erwachsenseins – welche Faktoren beeinflussen die spätere Gesundheit? Eine Studie der Baylor University in Texas hat sich dieser Fragen angenommen.

"Bisher hat die Forschung gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf der Kinder, Qualität des Wohnortes, Bewegungsmöglichkeiten sowie die Entwicklung sozialer Kompetenzen immer in Verbindung mit einem hohen sozioökonomischen Status der Eltern gebracht – die Grundlage für eine gesunde Entwicklung ist aber eine emotionale Verbundenheit zwischen Eltern und Kind", sagt der Studienautor und Soziologe Matthew A. Anderson. Zwar wirkt sich eine Kindheit in einem Haushalt von Gutverdienern auch Jahrzehnte später positiv auf die körperliche Verfasstheit der Sprösslinge aus. Eine stark ausgeprägte Eltern-Kind-Bindung beziehungsweise Nähe und Zuwendung vertrauter Personen würde längerfristig aber mehr zählen.

Unabhängig vom sozioökonomischen Status

Dass Liebe und Geborgenheit eine fundamentale Rolle für die gesunde Entwicklung von Kindern spielen, ist wenig überraschend. Neu hingegen ist, dass Menschen, die in einer liebevollen und einfühlsamen Umgebung aufwachsen, auch im späteren Leben gesünder sein sollen. Und dass der Studie zufolge der gesundheitliche Vorteil einer finanziell privilegierten Herkunft wenig wert ist, wenn es an gegenseitigem Vertrauen und einer positiven Eltern-Kind-Beziehung fehlt.

"Viele Forschungsarbeiten sehen weiterhin einen engen Zusammenhang zwischen dem sozioökonomischen Background und der emotionalen Verbundenheit zwischen Eltern und Kindern, manche interpretieren diese Faktoren als synonym und austauschbar. Tatsächlich aber dürften sie sehr unabhängig voneinander das kindliche Wohlbefinden und die spätere Gesundheit beeinflussen", sagt Anderson. Für seine Studie hat er den Begriff Gesundheit als Abwesenheit von 28 möglichen Einflüssen, darunter Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen, endokrine Erkrankungen sowie Erkrankungen des Nervensystems oder Bewegungsapparats und Infektionskrankheiten definiert.

Daten aus 20 Jahren

Der Studienautor befasst sich seit Jahrzehnten mit den Auswirkungen gesundheitlicher Ungleichheit im Laufe eines Lebens. Um die Zusammenhänge zwischen einer geglückten Eltern-Kind-Beziehung und der späteren körperlichen Verfasstheit zu erforschen, wertete Anderson Umfragedaten des National Survey of Development in the United States (Midus) der letzten 20 Jahre aus.

1995 befragte er dafür 2.746 Personen zwischen 25 und 75 Jahren über ihren Gesundheitszustand, ihre Kindheit und ihre Beziehung zu den Eltern beziehungsweise anderer Bezugspersonen. Zehn Jahre später führte er die Umfrage mit 1.692 Personen derselben Gruppe erneut durch. Seine weiterführenden Analysen hat Anderson nun im "Journal of Health and Social Behavior" publiziert. (chrit, 8.10.2016)