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Kinder beim Üben in einer Musikschule

Foto: dpa/Birgit Reichert

Annabel (3) bettelt seit Wochen ihre Mutter Susanna an, weil sie so gerne Geige spielen lernen möchte. Susanna findet, dass das viel zu früh für die Kleine ist. Sie sollte spielen und das Leben genießen, anstatt jeden Tag üben zu müssen und dabei vielleicht die Freude am Lernen zu verlieren.

Max (8) spielt seit drei Jahren bis zu viermal in der Woche bei einem Fußballverein. Seine Schwester Doris (10) ist Cheerleaderin und trainiert ebenfalls mehrmals in der Woche. Die Eltern wollten, dass ihre Kinder einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung neben der Schule nachgehen, aber so ausufernd und zeitaufwendig hatten sie sich die Hobbys ihrer Kinder doch nicht vorgestellt. Um die beiden zu ihren Trainings, Matches und Wettkämpfen zu bringen, ist oftmals die ganze Familie im Einsatz.

Ab welchem Alter macht ein regelmäßiges Hobby Sinn?

Die meisten Kinder besuchen eine Kinderkrippe und danach einen Kindergarten. Das ist ein bedeutender Einschnitt ins Leben der Mädchen und Buben. Sie sind erstmals nicht mehr von Familienmitgliedern oder engen Freunden betreut, sondern werden in professionelle Obhut einer pädagogisch ausgebildeten Person übergeben.

Klare Tagesabläufe

Damit fängt in jungen Jahren die tägliche Routine für ein Kind an. Es darf nicht mehr so lange schlafen, wie es möchte, es muss woandershin und von zu Hause weg. Es muss sich in eine Gruppe integrieren und kann plötzlich noch viel weniger nur nach seinen eigenen Bedürfnissen spielen, schlafen, essen ...

Dieser tägliche Ablauf des Kindergartens – und natürlich auch der berufliche Wiedereinstieg der Eltern – gibt dem Kind durch äußere Faktoren klare Tagesabläufe vor.

Auch am Nachmittag fixe Termine?

Mit dem Eintritt in den Kindergarten beginnen sich viele Eltern zu überlegen, ob dies nicht der beste Zeitpunkt ist, den Kindern auch gleich durch nachmittägliche Verpflichtungen weitere Perspektiven zu eröffnen und sie in ihren Talenten zu fördern.

Eltern wollen ihre Kinder so gut wie möglich fördern und herausfinden, welche Begabungen und Interessen sie haben und welchem Hobby sie nachgehen könnten. Kinder wollen viele verschiedene Dinge ausprobieren, die ihnen spannend oder interessant erscheinen.

Interesse der Eltern

Wichtig ist es, aus Interesse am Kind dann auch Interesse am Hobby des Kindes zu zeigen, denn das hilft dem Nachwuchs, das Angefangene durchzuhalten, schafft bei Tochter und Sohn Selbstbewusstsein und stärkt die Beziehung zwischen Kind und Bezugsperson.

Selbstverwirklichung im eigenen Kind

Der Vater von Max wollte als Kind auch immer in einem Fußballverein spielen. Jedoch hatten seine Eltern mit diesem Wunsch keine große Freude und entschieden stattdessen, dass Erwin ruhig mit den anderen Kindern des Dorfes auf der Wiese Fußball spielen dürfe – aber das Fußballtraining vom Verein hatten sie ihm damals nicht ermöglicht.

Als Erwin dann größer war und selbstständig mit dem Fahrrad unterwegs sein durfte, wurde sein Traum vom Fußballtraining doch noch erfüllt. Heute wirft er seinen Eltern immer wieder vor, dass sie sein Talent erst viel zu spät gefördert hätten.

Hobby in jeder freien Minute

Seit der kleine Max gehen kann, spielt Erwin mit ihm Fußball. Und als sein Sohn dann mit dem Kindergarten angefangen hat, hat er ihn einfach eines Tages zum Schnuppern in einem Fußballverein angemeldet. Das war vor drei Jahren. Seither spielt Max in fast jeder freien Minute Fußball. Der Vater ist ziemlich stolz auf seinen Sohn, begleitet ihn an den Wochenenden zu den Fußballveranstaltungen. Das verbindet Vater und Sohn, sodass sich Melanie, die Mama, manchmal ziemlich ausgeschlossen fühlt, zumal sie sich nicht wirklich für Fußball begeistern kann. Sie ist froh, dass ihre Tochter Lisa noch viel zu klein ist, um sich ein ständiges Hobby aussuchen zu können.

Nur das Beste fürs Kind

Unter dem Deckmantel "Nur das Beste fürs Kind" verpacken viele Eltern und Bezugspersonen ihre Vorstellungen, wie das Leben des Kindes später einmal werden soll. Dabei wird nicht allzu selten das eigene Interesse vor das des Kindes gestellt und dem Kind das ermöglicht, was man selber nie machen durfte. Manchmal wird dabei die eigene Wunscherfüllung als Wunsch des Kindes angesehen.

Oder aber das Kind soll, weil die Mutter oder der Vater früher gerne einer bestimmten Freizeitaktivität nachgegangen sind, doch auch diese wunderschöne Erfahrung machen dürfen.

Überforderung

Weil es heutzutage so viele verschiedene Möglichkeiten für Kinder gibt, erleben wir, dass es eine große Überforderung darstellt, sich entscheiden zu müssen. Denn die Entscheidung für etwas bedingt gleichzeitig auch die Entscheidung gegen vieles anderes. Und mehrere Hobbys parallel gehen sich zeitlich meist nicht aus und überfordern Kind und Familie.

Verplante Kinder, kaum Freizeit

Bei mehreren verschiedenen Freizeitaktivitäten entsteht ein Teufelskreis, bei dem niemand in der Familie mehr Zeit für sich selbst hat. Kinder, die so verplant sind, haben dann kaum Freizeit, in der sie nach Lust und Laune tun können, wonach ihnen gerade ist.

Spaß und Freude

Egal, welches Hobby sich ein Kind oder Jugendlicher aussucht, es sollte im Vordergrund stehen, dass diese Aktivität – auch wenn man üben und Zeit investieren muss – trotz aller Anstrengungen immer noch Spaß und Freude macht. Es ist wundervoll, stolz auf sich und seine Leistung sein zu können und dafür die Anerkennung von den Bezugspersonen zu bekommen.

Ihre Erfahrungen?

Welche Wünsche haben Ihre Kinder geäußert, und was haben Sie ihnen ermöglicht? Seit welchem Alter üben Ihre Kinder ein Hobby aus? Gelingt es Ihnen neben dem Alltag und den Hobbys der Kinder, auch noch eigenen Hobbys nachzugehen? Wird Ihr Familienleben auch von den Hobbys der Kinder dominiert? (Andrea Leidlmayr, Christine Strableg, 7.10.2016)