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Vom Rapunzel-Syndrom sind hauptsächlich jüngere Mädchen mit Trichophagie betroffen. Bei den Betroffenen handelt es sich häufig um vernachlässigte Kinder, die unter schwerwiegenden kinderpsychiatrischen Erkrankungen leiden.

Foto: Reuters/MIKE BLAKE

Im Bauch der 38-jährigen Frau aus den USA hatten sich Gase und Flüssigkeiten angesammelt, der Unterleib war angeschwollen. Die weiteren Symptome: Brechreiz und Verstopfung. Alle Versuche etwas zu essen, scheiterten. Die Frau musste sich jedes Mal übergeben und verlor innerhalb von acht Monaten rund sieben Kilogramm Körpergewicht. Sie litt an Appetitlosigkeit und hatte ein müdes, blasses Erscheinungsbild.

Nach einer Reihe von Tests ließ der kritische Gesundheitszustand der Patientin keine weiteren Untersuchungen zu. Die behandelnden Ärzte entschlossen sich zu einer Operation. Denn: Im Magen der Frau befand sich ein 15 mal zehn Zentimeter großer Haarballen. Der Ausläufer war mit dem oberen Darmtrakt verbunden. Ein weiteres, kleineres Haarknäuel mit einer Größe von rund vier mal drei Zentimetern war mit einem anderen Teil des Darms verwoben.

Die Ärzte entfernten beide Haarkugeln operativ, die Patientin konnte nach sechs Tagen aus dem Krankenhaus entlassen werden. Es folgten eine psychiatrische Behandlung und eine den Umständen entsprechende Ernährungsberatung.

Seltenes Krankheitsbild

Das Rapunzel-Syndrom ist extrem selten. Es ist nach dem langhaarigen Mädchen Rapunzel aus Grimms Märchen benannt. Die Krankheit ist häufig eine Kombination von Trichotillomanie und Trichophagie. Ersteres ist der unaufhörliche Drang, sich die Haare auszureißen. Der zweite Begriff bezeichnet das zwanghafte Essen von Haaren. Meistens leiden junge Mädchen an der psychischen Erkrankung.

Neben der Veröffentlichung dieses Falles in den British Medical Journal Case Reports widmeten sich die behandelnden Ärzte 88 weiteren Fällen des Rapunzel-Syndroms, um mehr darüber herauszufinden und mögliche Behandlungsmethoden zu dokumentieren.

Die Behandlung hängt vom jeweiligen Gesundheitszustand des Patienten und den Röntgenergebnisse ab. Als Standard-Methode gilt der Bauchschnitt, um Komplikationen wie Darmverschluss, Darmblutung oder eine Blinddarmentzündung zu vermeiden. (maka, 9.10.2016)