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Friedensmarsch in der südkolumbianischen Stadt Cali. Auch in anderen Städten gingen am Donnerstagabend Tausende auf die Straße.

Foto: REUTERS/Jaime Saldarriaga

Bogotá – Nach der Ablehnung des Friedensvertrages bei der Volksabstimmung in Kolumbien kehren die Farc-Rebellen in ihre Einflussgebiete im Landesinneren zurück. Die Guerillakämpfer verließen die Ortschaft Diamante im Department Caqueta, wo sie zuletzt zu einer Konferenz zusammengekommen waren, um dem bewaffneten Kampf abzuschwören, wie der Radiosender Caracol am Donnerstag berichtete.

Ranghohe Kämpfer brachen per Flugzeug in ihre Rückzugsgebiete auf, während die einfachen Guerilleros auf dem Landweg zurückkehrten. Sowohl die Flugzeuge als auch die Fahrzeuge waren mit dem Emblem des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz versehen.

Eigentlich hätten die Farc-Kämpfer sich nach ihrer Konferenz in 27 Zonen konzentrieren und dort unter Aufsicht der Vereinten Nationen ihre Waffen niederlegen sollen. Nach der Ablehnung des Friedensabkommens bei dem Referendum am vergangenen Sonntag liegt der weitere Friedensprozess allerdings vorerst auf Eis.

Der Befehl für den Rückzug kam offenbar von der Farc-Führung in Havanna. Der Waffenstillstand gilt noch mindestens bis Ende des Monats. Regierung und die Farc versicherten, weiterhin am Frieden festzuhalten und nach einer Lösung zu suchen.

Santos trifft Uribe

Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos will den Friedensvertrag mit der linken Guerillaorganisation Farc (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens) noch retten. Nach dem Scheitern des Referendums über das Abkommen traf er sich mit den Gegnern der Einigung.

Stundenlang beriet sich der Staatschef am Mittwoch mit den Ex-Präsidenten Alvaro Uribe und Andres Pastrana über deren Kritikpunkte und die Grundlage für Neuverhandlungen mit den Rebellen. "Wir sind dem Frieden sehr nahe", sagte der Staatschef nach den Gesprächen, es bedürfe aber "einer breiteren gesellschaftlichen Zustimmung".

Landesweite Friedensmärsche

In zahlreichen Städten des Landes forderten die Menschen unterdessen eine rasche Einigung. Unter dem Motto "Abkommen jetzt" zogen rund 40.000 Demonstranten schweigend und mit Kerzen in den Händen durch die Hauptstadt Bogotá. Auch in Barranquilla, Cali, Cartagena, Quiboó, Bucaramanga, Santa Marta und Manizales gingen die Menschen für den Frieden auf die Straße.

Am Sonntag hatten die Kolumbianer den Friedensvertrag mit den Farc in einem Plebiszit überraschend abgelehnt. Die Gegner kritisierten vor allem die Strafnachlässe für die Guerilleros und die geplante politische Beteiligung der Farc. Um das Abkommen noch zu retten, muss nun nachverhandelt werden. Ob sich die Farc-Führung auf eine Änderung der Eckpunkte einlässt, ist allerdings fraglich.

"Wir müssen unsere Gegnerschaft beiseite legen und uns für das Gemeinwohl zusammentun", sagte Santos nach dem Treffen im Präsidentenpalast. Es war das erste persönliche Treffen mit seinem Amtsvorgänger Uribe seit Jahren. Wegen der Friedensverhandlungen mit den Farc hatten sich die einstigen politischen Weggefährten überworfen. Santos habe sich bereit gezeigt, den Vertragstext zu überarbeiten, sagte Uribe.

In Havanna berieten die Delegationen der Regierung und der Farc über das weitere Vorgehen. "Wir sind zum Frieden bereit und werden künftig nur noch Worte als Waffen zum Aufbau des Friedens nutzen", versprachen die Rebellen mit. "Der Frieden wird triumphieren."(APA, dpa, 6.10.2016)